Pulsuhr fürs Gehirn: Die Zukunft der Flugsicherheit

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Die Augen sagen alles – ein Blicksensor, der Leben retten kann. Burgenländisches Startup bastelt mit Partnern am "sichersten Flugzeug".

Von Johanna Worel

Langstreckenflug: Der Pilot wird langsam müde. Kameras messen seine Augenbewegungen. Wie groß sind die Pupillen? Wie lange dauert das Zwinkern? Die Augen sind zu! Alarm – Signal – der Autopilot wird aktiviert: Notlandung eingeleitet.

Was wie Science-Fiction klingt, soll in zwei bis drei Jahren Realität sein. Das burgenländische Start-up „Mindset Technologies Development GmbH“ mit Sitz in Großhöflein hat sich auf die Messung und Auswertung von Biofeedback-Daten spezialisiert. 

Mithilfe einer Kamera werden die Augen genau beobachtet, um Parameter wie Müdigkeit oder mentale Belastung zu erkennen. „Wir entwickeln die Pulsuhr fürs Gehirn“, sagt Patrick Schmidlechner, Pilot bei Lufthansa und COO des Unternehmens.

Notlandung einleiten

„Als Langstreckenpilot kenne ich das Problem der Müdigkeit nur allzu gut“, so Schmidlechner. Die Technologie soll Fehler, die aufgrund von Unkonzentriertheit entstehen, verhindern. Merken die Kameras, dass die Augen des Piloten immer häufiger zufallen, soll ein audiovisueller Alarm ausgelöst werden. Erfolgt darauf keine menschliche Reaktion, wird eine Notlandung eingeleitet.

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Die Funktion einer Notlandung durch einen Autopiloten gibt es bereits. Neu daran wäre aber das automatische Signal, das an den Autopiloten gesendet wird und ihm den Befehl zur Notlandung erteilt.

Das "sicherste Flugzeug"

„Noch ist das alles hypothetisch, aber wir sind auf einem guten Weg“, meint Schmidlechner und verweist auf die Kooperation mit dem polnischen Unternehmen Draco Aircraft. Dessen CEO Johannes von Thadden sagt: „Wir wollen ein neues Flugerlebnis mit maximaler Freiheit und gleichzeitig höchstmöglicher Sicherheit verbinden.“ Ziel sei es, das „sicherste Flugzeug“ zu entwickeln.

Derzeit wird die Augen-Tracking-Technologie schon zu Schulungszwecken verwendet. Piloten-Anwärter werden während ihrer Simulatorstunden von den Kameras genauestens getrackt, um die physische Belastung zu eruieren. Merkt das System, dass der Pilot unterfordert ist, werden die Umstände so angepasst, dass er an sein Maximum kommt. So sollen junge Piloten effektiver ausgebildet und besser auf Extremsituationen vorbereitet werden.

Nicht nur in der Luft

Das Einsatzgebiet dieser Technologie ist freilich nicht nur auf die Luftfahrt beschränkt – ganz im Gegenteil. „Eigentlich kann man das überall einsetzen, wo ein Mensch eine Maschine bedient. Wenn wir es in die Luft geschafft haben, dann schaffen wir vieles“, sagt ein zuversichtlicher Schmidlechner.

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