Er bringt die Weihnachtspackerl: Wenn der Luis dreimal klingelt
Von Vanessa Halla
Drunt’ im Burgenland ist Aufgeben keine Option für den Luis. Außer natürlich, es handelt sich um die unzähligen Briefe und Pakete, die der Postler täglich zustellt. Alois Jalits kennt wirklich jeden – und jeder kennt den Luis. Und wenn er gar dreimal klingelt, hat er vermutlich eine unliebsame Rechnung mit im Gepäck. Und trotzdem freut man sich einfach, wenn man ihn sieht.
61 Jahre alt ist der längstdienende Briefträger im Bezirk Oberwart. Nächstes Jahr geht der „Luis“ aus Kleinzicken in den wohlverdienten Ruhestand. In vier Jahrzehnten hat sich nicht nur viel im Jobprofil, sondern auch im Leben des Briefträgers getan. „Ich kam 1985 als frischgebackener Maurergeselle zur Post. Mein Vater war auch Postbote, also habe ich zuerst eine befristete Stelle am Postamt Großpetersdorf angenommen. An meinem ersten Arbeitstag war ich nervös, weil ich die Post im Heimatdorf ausgetragen habe und mir klar wurde, wie viele Leute ich gar nicht kenne. Wobei, das stimmt so nicht. Ich kannte sie bei den Hausnamen. Da waren die Kana Anna Tant, oder der Mäertl Herbert – aber das half mir beim Zustellen nicht weiter“, erinnert sich Luis Jalits lachend.
Trari-Trara, viel Arbeit da
Mit den Dienstjahren kamen Routine und neue Routen, aber auch das mittlerweile dreifache Arbeitspensum. „In den 1980er-Jahren habe ich 180 Haushalte beliefert, heute sind es um die 500. Vor allem in der Weihnachtszeit stellen wir jedes Jahr neue Rekorde auf. Seit Corona überhaupt, das ist ein Wahnsinn. Vergangenes Wochenende habe ich 215 Pakete und Briefe an einem Tag zugestellt. An solchen Arbeitstagen steige ich hunderte Male aus dem Auto aus und wieder ein“, berichtet Luis Jalits und fügt an: „Mein Vater, der hat früher alle paar Wochen vielleicht ein kleines Packerl zugestellt. Die Welt hat sich sehr verändert.“ Um 7 Uhr morgens beginnt der Arbeitstag des erklärten Lieblingspostlers seiner Gemeinden Kitzladen und Buchschachen. „In der Zustellbasis beginne ich damit, die Werbung zusammenzulegen. Dann sortiere ich die Post für meine Ortschaften nach Adressen und belade mein Auto. Spätestens um 8.30 Uhr geht die Fahrt los. Fünf Stunden bin ich locker unterwegs.“
Abgestempelt: „Sehr nett“
Neun Chefs, Millionen Briefe und 40 Arbeitsjahre später liebt Alois Jalits seinen Beruf als Postbote immer noch, auch wenn sich neben dem Arbeitspensum wirklich viel geändert hat. „Früher waren wir 30 Kollegen in der Basis in Oberwart, heute sind wir knapp 90. Da geht das Miteinander schon oft unter.“ Was der Luis aber definitiv nicht untergehen lässt, ist das persönliche Gespräch mit der Kundschaft. „Als Briefträger bin ich oft der einzige Mensch, den manche Leute den ganzen Tag sehen. Damit meine ich vor allem alte Leute. Für ein Gespräch nehme ich mir immer Zeit oder trinke auch mal einen Kaffee. Wenn das nicht mehr drinnen ist, dann würde ich den Job nicht mehr machen wollen“, sagt jener Mann, der sich nicht nur im Berufsleben treu geblieben ist: „Den Kontakt mit Menschen liebe ich an meiner Arbeit am meisten. Und die Tatsache, dass wirklich kein Arbeitstag dem anderen gleicht. Routine, die wäre tödlich für mich.“
Zum Fressen gern
Apropos Routine: In seinen 40 Dienstjahren hat Luis Jalits fast jährlich das Postler-Klischee schlechthin erfüllt und wurde beim Post zustellen von einem Hund gebissen. „Die haben mich einfach zum Fressen gern“, scherzt der 61-Jährige, der die unliebsamen Begegnungen mit manchen Vierbeinern schlicht schmunzelnd als Berufsrisiko ab- und dann nachhakt: „Wenn ich’s recht bedenke, hat mich aber seit der Pandemie kein Hund mehr gebissen. Den Zusammenhang kann ich mir aber nicht recht erklären. Haben sie die seither alle weggesperrt?“, lacht er.
In 40 Jahren erlebt man viel – vor allem im Beruf des Briefträgers. Und so ist der Luis selbst mittlerweile nicht nur stolzer Opa, sondern hat auch ganzen Generationen an Familien die Post gebracht. „Als ich bei der Post angefangen habe, waren manche, die heute auch schon Enkel haben, selbst noch Kinder. Die Zeit vergeht einfach wahnsinnig schnell. So schnell ist nicht einmal die Post.“
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