Post-Logistikchef: „Ein Ende der Packerlflut ist nicht in Sicht“
Der stellvertretende Post-Chef Peter Umundum spricht über den Ausbau des Selbstbedienungsangebots und der Elektroauto-Flotte und erklärt Unterschiede zur Konkurrenz, wo oft unfaire Bedingungen für die Zusteller beklagt werden.
KURIER: Im Vorjahr gab es zweistellige Zuwachsraten bei den Millionen an Paketen, die sie transportieren. Wie sieht es heuer aus?
Peter Umundum: Das Plus wird heuer sicherlich kleiner ausfallen, etwas unter fünf Prozent. Das ist der gesamtwirtschaftlich angespannten Situation und der Konsumzurückhaltung geschuldet. Ich schätze, dass wir uns aber in Richtung 230 Millionen Pakete bewegen werden, so in der Größenordnung. Die Cyber-Week hat noch einmal kräftig angeschoben. Und danach haben wir den Tagesrekord schon zweimal gebrochen, zuletzt mit beeindruckenden 1,65 Millionen Paketen. Ein Ende der Packerlflut ist nicht in Sicht.
Post-Logistikchef Peter Umundum
Seit Jahren beklagen Unternehmen den Arbeitskräftemangel. Wie findet die Post für die Hochsaison rund um Weihnachten die zusätzlich nötigen 800 Leute?
Also ohne unsere massiven Investitionen in die voll automatisierten Logistikzentren und Postbasen würden wir das auch mit noch so vielen Menschen nicht schaffen. Aber beim Personal hilft einerseits die langfristige Planung, die schon im Sommer beginnt. Und für die Hochsaison, die ja in Wahrheit von Anfang November bis in den Februar hinein reicht, müssen wir uns zusätzlich mit Leihkräften aushelfen.
Die Arbeiterkammer beklagt regelmäßig die harten, oft unfairen Arbeitsbedingungen für die Zusteller in ihrer Branche. Wie sieht das bei der Post aus? Zahlt sich der Mega-Stress zu Weihnachten für die Mitarbeiter beim Geld aus?
Wir zahlen gute Gehälter über dem Kollektivvertrag. Dazu gibt es Überstunden-Gelder und natürlich wird bei uns auch Wochenendarbeit entsprechend fair entlohnt. Rund um Weihnachten wird oft auch Trinkgeld fällig, das dem Zusteller ein Zubrot beschert. Außerdem zahlen wir Paketprämien, abhängig davon, wie viele Pakete zugestellt werden und ob sie so zugestellt werden, wie das der Kunde wollte – also im Prinzip ohne die Hinterlegung des gelben Zettels.
In Deutschland hat die Gewerkschaft Verdi ein Verbot von Subunternehmen für die großen Zustellkonzerne gefordert, damit die Arbeitsbedingungen besser werden. Was halten Sie von der Idee?
Für uns ist entscheidend, dass es faire Rahmen- und Wettbewerbsbedingungen gibt, an die sich auch alle halten. Leider ist das nicht immer so. Wir haben übers Jahr gesehen einen Eigenpersonalanteil von 98 Prozent, die restlichen zwei Prozent sind Leihkräfte zur Abdeckung der Spitzenzeiten. Ich glaube, dass wir mit unseren fix angestellten Kollegen und Kolleginnen einen Qualitätsvorteil bieten können.
Wer innerhalb Österreichs ein Weihnachtspaket verschicken will, das rechtzeitig ankommen soll, sollte das bis zum 19. 12. erledigen, rät die Post. Wer das teurere Expresspaket nutzt, hat bis allerspätestens 22. 12. Zeit. Generell ist es ratsam, nicht bis zum letzten Tag zu warten. Beim Brief ist die Deadline der 18. 12., beim Premium-Brief der 22. Dezember.
Pakete in die angrenzenden Länder müssen am 18. 12. bei der Post sein. Für weiter entfernte Staaten in der EU ist es der 17. 12., für den „Rest“ der Welt der 16. 12.
Auch heuer haben Postfilialen rund um Weihnachten länger offen. Am Samstag (20. 12.) haben sie mindestens von 9 bis 12 Uhr geöffnet, Montag (22. 12.) und Dienstag (23. 12.) von 8 bis 18 Uhr. Am 24. Dezember haben alle Postfilialen zumindest von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Sie bauen die Selbstbedienung über die verschiedenen Poststationen und SB-Filialen vor allem in den Ballungsräumen stark aus. Heißt das im Umkehrschluss, dass sie in Zukunft mit deutlich weniger Personal auskommen werden?
Die ehrliche Antwort ist, wir können das Paketwachstum überhaupt nur stemmen, weil wir in die Automatisierung und Selbstbedienung investieren. Zusätzlich brauchen wir unsere Mannschaft an Zustellern. Im städtischen Bereich mag es wegen der Selbstbedienung da und dort zu Verschiebungen oder Verdichtungen kommen, im ländlichen Bereich braucht man sicher alle Zusteller.
Die Zollfreigrenze von 150 Euro für Billigware aus China fällt. Der Handel freut sich. Wird das die Flut an China-Paketen eindämmen?
Die Zahl der Pakete aus China könnte leicht zurückgehen. Aber E-Commerce und Online-Shoppen sind ein Mega-Trend, in Summe werden es deshalb nicht weniger Pakete werden. Die Packerl werden den Weg zu den Menschen finden. Außerdem fangen die großen chinesischen Plattformen jetzt mit dem local-to-local-Geschäft an. Der österreichische Händler verkauft dabei über Temu an seinen österreichischen Kunden. Das Produkt hat China nie gesehen.
Wie viel kommt aus China?
Das sind in etwa sieben bis acht Prozent der Gesamtmenge. Das wird vielfach überschätzt. Aber bemerkenswert ist schon, dass rund 80 Prozent aller Pakte, die wir in Österreich verteilen, aus dem Ausland kommen. Da fließt heimischer Wohlstand massiv ins Ausland ab. Von den restlichen 20 Prozent kommen 15 Prozent aus Österreich, nur fünf Prozent gehen in den Export.
Die Post positioniert sich als grüne Logistikerin. Ist das den Kunden überhaupt wichtig? Oder haben sie in erster Linie ein schlechtes Gewissen, weil sie von den Paketen aus aller Welt mit ihrem großen CO2-Fußabdruck leben?
Die Empfänger schätzen, dass wir auf Elektro-Autos oder PV-Anlagen setzen, aber extra zahlen wollen sie es nicht. Für uns rechnet sich die E-Mobilität trotzdem über den Lebenszyklus der Fahrzeuge. Immer mehr unserer Großkunden setzen ebenfalls auf Nachhaltigkeit, so punkten wir bei Ausschreibungen. Zweitens sind die Anschaffungskosten zwar höher, aber im Betrieb sind die E-Autos günstiger als Diesel-Fahrzeuge, weil sie ja viel weniger Wartung brauchen. Und, was noch dazu kommt ist, wir schreiben einen Diesel über sechs Jahre ab, E-Autos halten zehn Jahre durch.
Paketflut vor Weihnachten
Wird heuer zu Weihnachten auch an den Sonntagen zugestellt? Die Sonntagszustellung ist ja heuer erst angelaufen?
Dort, wo wir es angekündigt haben, machen wir das natürlich auch. Da geht es konkret um Wien, Graz und Linz. Und wenn in anderen Orten größere ungeplante Mengen dazu kommen sollten, können wir da auch noch einen Sonntag dazu nehmen. Oder wir verdichten in den drei Städten die Zustellung noch einmal – diese Flexibilität haben wir.
Wie sieht es eigentlich mit Briefen und Grußkarten zu Weihnachten aus? Haben sie in Zeiten von Internet, eMail & Co noch Relevanz?
Das Briefgeschäft ist in den vergangenen 17 Jahren um rund 60 Prozent geschrumpft, macht aber in Summe vom Geschäftsvolumen her noch immer mehr als eine Milliarde Euro aus. Gerade in der Weihnachtszeit spürt man das. Allein im Advent sind es rund 50 Millionen Briefe und Weihnachtskarten, die noch immer verschickt werden.
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