1915 in Parndorf: Die erste Burgenländerin in einem Flugzeug

Zwei Personen mit Fliegermützen und Schutzbrillen sitzen in einem offenen Doppeldeckerflugzeug.
Warum Parndorf einst ein Zentrum der Luftfahrt in Österreich war - und heute kaum noch etwas daran erinnert.

Heute erinnert nur noch der Name der Flugfeldgasse an eine Zeit, in der Parndorf zu den Geburtsstätten der österreichischen Luftfahrt gehörte.

Wo einst Propeller aufheulten und waghalsige Piloten in den Himmel abhoben, stehen heute Einfamilienhäuser. Nur wenige Fundamentreste auf der Hutweide zeugen von einem Stück Technikgeschichte, das vor mehr als 110 Jahren begann.

Wie der Historiker Herbert Brettl in der Parndorfer Ortschronik („750 Jahre Parndorf“) beschreibt, wurde die Parndorfer Platte bereits kurz nach der Vorstellung des Motorflugzeugs in Österreich im Jahr 1909 als idealer Standort für die Luftfahrt erkannt. In einem Bericht der Eisenstädter Zeitung vom April 1913 findet sich die Nachricht, dass auf einem 200 Joch großen Areal der Hutweide ein Flugfeld für die Pilotenausbildung errichtet wurde.

Mutig oder lebensmüde?

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Folgejahr wurde aus der Flugschule eine militärische Anlage. Nicht alle in Parndorf waren darüber begeistert. So berichtet Brettl etwa von einer Anekdote, dass der Dorfpfarrer einem Piloten die Absolution verweigert haben soll, weil er diesen für einen Selbstmörder hielt. Angesichts der geringen Lebenserwartung eines Piloten im Ersten Weltkrieg wohl keine ganz falsche Sichtweise.

Andere waren gegenüber der neuen Technologie aufgeschlossener: Agnes Witschitz zum Beispiel. Sie war eine von drei Töchtern eines kroatischen Großbauern in Parndorf und 
gilt als die erste Burgenländerin, die einen Flug absolvierte – im Jahr 1915. Ihr späterer Ehemann, Maximilian Knaus, war Pilot.

Nach dem Krieg blieb die Anlage ungenutzt und war 20 Jahre lang dem Verfall preisgegeben – bis das Flugfeld 1938 von den Nationalsozialisten reaktiviert und massiv ausgebaut wurde. Am neuen Luftwaffenstützpunkt Parndorf, intern „Packesel“ genannt, arbeiteten bis zu 1.000 Personen für die NS-Kriegsmaschinerie.

Der vermeintliche Segen wurde zum Fluch für Parndorf: Ab 1944 geriet das Flugfeld ins Visier alliierter Bomber, zahlreiche Angriffe trafen auch das Dorf.

Das Ende der Geschichte

Nach 1945 nutzte die Rote Armee das schwer beschädigte Flugfeld noch gelegentlich. Danach sollten nie wieder Flugzeuge in Parndorf abheben.

Wobei die Flugtradition doch nicht ganz verschwunden ist: 2016 eröffnete der Modellflugklub „FMC Seeadler“ am Hanaweg einen neuen Flugplatz. Paul Haider

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