Warum das Abbrennen von Schilf dem Neusiedler See helfen könnte

++ HANDOUT ++ BURGENLAND: ERNEUT SCHILFBRAND AM NEUSIEDLER SEE
Nationalpark-Forscher: Vitalität steigt durch Nachwachsen. Doch das Luftreinhaltegesetz verbietet kontrollierte Brände.

Ein kontrolliertes Abbrennen von Schilf am Neusiedler See könnte die Vitalität des Schilfgürtels stärken und diesen als attraktiven Lebensraum für Vögel erhalten. 

Das erläuterte Arno Cimadom, Forscher im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel, am Freitag bei einer Veranstaltung des Vereins Zukunft Region Neusiedler See. Mehrere ungewollte Brände in den vergangenen Jahren hätten die positiven Effekte - abhängig von Jahreszeit und Zustand des Schilfs - bestätigt.

So habe etwa der Schilfbrand in Breitenbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) im März 2023 gezeigt, dass schon nach wenigen Wochen neues, kräftiges Schilf nachgewachsen sei und das vorher vorhandene Alt- und Knickschilf ersetzt habe. Der Schilfgürtel habe dadurch an der betroffenen Stelle an Vitalität gewonnen. Langfristig sei er dann auch für Vögel wieder ein attraktiverer Lebensraum.

Effekte abhängig von Jahreszeit

Wie groß die Verbesserungen ausfallen, sei davon abhängig, in welchem Zustand sich das Schilf vorher befunden habe, erklärte Cimadom. Auch die Jahreszeit dürfte eine Rolle spielen: Während es bei Bränden im Frühjahr durchwegs zu erhöhter Vitalität und Regeneration des Schilfgürtels gekommen sei, waren die Effekte im Sommer variabel und eher kurzlebig.

Derzeit verhindert das Luftreinhaltegesetz des Bundes jedoch ein kontrolliertes Abbrennen. In der Praxis erprobt wurde es deshalb zuletzt bei einer Brandschutzübung im Joiser Schilfgürtel im Jänner 2024. Dabei seien keine nennenswerten Auswirkungen auf Wasserqualität und Plankton festgestellt worden, so Cimadom. 

Die CO2-Emissionen hätten sich in einer Höhe bewegt, die durch das junge, nachgewachsene Schilf später wieder gebunden werden könne. "Über wenige Jahre ist das wahrscheinlich ein Nullsummenspiel", betonte der Forscher. Verhandlungen zu einer Anpassung des Luftreinhaltegesetzes zwischen Bund und Land gibt es bereits.

Schilf kann auf Dächern genutzt werden

Aber nicht nur durch Brände kann sich der Schilfgürtel erneuern, sondern auch durch Bewirtschaftung. Schilfschneider und -dachdecker Jacobus van Hoorne etwa fährt den See mit umgebauten Pistenraupen ab, an denen ein Mähwerk angebracht wurde. 

Die Schilfschneider bewegen sich jedoch hauptsächlich im Uferbereich. Der gesamte Schilfgürtel könne kaum maschinell abgeerntet werden, ohne dabei Schaden zu nehmen, denn: "Bei normalem Wasserstand kann man nicht zweimal über dieselbe Fläche fahren, sonst wächst da nichts mehr", so van Hoorne.

Das geerntete Schilf könne nicht nur auf Dächern zum Einsatz kommen, sondern auch energetisch genutzt werden, sagte Jürgen Krail von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Burgenland. Ein Einsatz wäre etwa auch in Großkesselanlagen oder Pyrolysewerken möglich.

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