Musik als göttliches Geschenk: "Das darf ich weitergeben"

Klavier, Block- und Querflöte: "Das Cello möchte ich unbedingt noch spielen lernen."
von Vanessa Halla
Ihr beruflicher Lebenslauf umfasst 20 Seiten. Das sagt schon einiges über Ramona Tomisser aus. Aber noch längst nicht alles, denn die 40-Jährige hat in ihrem Dasein wirklich viel erlebt. Und gemacht. Und bewirkt.
Begleitet wird sie dabei stets von der Musik: "Es gibt nicht viel im Leben, das so schön und ehrlich ist, wie Kinder, die musizieren."
Ramona Tomisser stammt aus Rotenturm, ist verheiratet, Mama einer kleinen Tochter und man kennt sie im Burgenland. Sei es von den Bühnen, auf denen sie selbst als Sängerin und Musikerin stand, oder vom Backstage-Bereich, wo sie gespannt die Auftritte und musikalischen Darbietungen ihrer Schüler verfolgt – einen Daumen dabei stets fest gedrückt.
Musik als Geschenk
Ramona Tomissers Leidenschaft und Hauptfach ist der Gesang. Außerdem spielt sie noch Klavier, Blockflöte und Querflöte. Aber lassen wir das Multitalent die Tonleiter ihres Lebens von Beginn weg raufklettern.
Im Alter von acht Jahren erlernt die Rotenturmerin das Instrument Blockflöte, mit dreizehn zeigt sich bereits Tomissers außergewöhnliches Talent und sie darf als außerordentliche Hörerin an der Außenstelle Oberschützen der Universität Graz studieren.

"Das war dann die Zeit, in der ich mir dachte, dass ich eigentlich lieber singen würde", erzählt die neue Direktorin der Oberwarter Musikschule lachend.
Haydn, Güssing, Grease
Gedacht, gemacht. Ganz so, wie es dem Naturell der heute 40-Jährigen entspricht. Sie studiert klassischen Gesang am Haydn Konservatorium in Eisenstadt und singt quer durchs Land auf den großen Bühnen. "Ein Highlight in jungen Jahren war sicher, als ich beim Musical Grease mitgewirkt habe. Da war ich achtzehn und das hat mich schon geprägt", erinnert sich die Südburgenländerin zurück. Ganz allein auf der Bühne zu stehen, war demzufolge nicht ihre Prämisse.

"Es gibt nicht viel, das so schön und ehrlich ist, wie Kinder, die musizieren", sagt Ramona Tomisser aus Erfahrung.
"Ich mag die Zusammenarbeit mit Menschen, Musicals, das Theater. Von Frank Hoffmann habe ich in meiner Zeit in Güssing sehr viel gelernt, ich habe ihn sehr geschätzt. Die Liebe zum Unterrichten, vor allem Kinder, kam bei mir schon recht früh, da war ich selbst noch Studentin."
Seit drei Monaten leitet Ramona Tomisser jetzt die Zentralmusikschule Oberwart, die sie vor 30 Jahren erstmals als Schülerin betreten hat. Und nebenbei auch die Filialen in Oberschützen und Bernstein.
"War wie heimkommen"
572 Kinder werden an den insgesamt drei Standorten von 26 Lehrkräften auf 20 Instrumenten und in Gesang unterrichtet. "Direktorin an der Musikschule zu werden, das war wie heimkommen für mich. Viele meiner ehemaligen Schüler sind jetzt Kollegen und unterrichten ebenfalls. Musik verbindet – oft ein Leben lang."
Die Neo-Direktorin freut sich auf die Zukunft, die neue berufliche Herausforderung und vor allem auch darauf, neue Projekte umzusetzen. Ihr Heimatland Burgenland ist für Ramona Tomisser "ein großes Land der Musik. Hier haben weltbekannte Komponisten gelebt und gewirkt, wahre Pioniere, die ihr Herzblut dafür gegeben haben, dass Traditionen mit Musik weitergetragen werden. Denselben Wunsch habe auch ich."

Seit drei Monaten leitet Ramona Tomisser jetzt die Zentralmusikschule Oberwart.
2025 steht, so Tomisser, das Instrument Gitarre ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Musikschüler. Klavier und Querflöte wiederum rangieren weiter unten. Die Direktorin selbst liebäugelt seit Jahren mit dem Cello. "Das möchte ich unbedingt noch spielen lernen. Der Trend zu bestimmten Instrumenten hängt heutzutage oft davon ab, welche Filme gerade in sind, welche Musiker oder Bands die Charts anführen, oder wer bei der TV-Show das Supertalent gewonnen hat."
"Bach war genial"
Ramona Tomissers persönliche musikalische Hitliste wechselt je nach Tagesverfassung und dazugehörigem Gefühl. "Von Jazz bis hin zu den Giganten von Queen ist alles dabei. Wenn ich den ganzen Tag unterrichtet habe, dann will ich abends nix mehr hören, da brauchen meine Ohren auch ihre Pause. Nur Bach, der geht wirklich immer. Von ihm gefällt mir einfach jedes Stück. Dieser Mann war genial, seine Kompositionen so durchdacht. Im Barock hat man gesagt, Bach hat einen direkten Draht zu Gott. Diesen Gedanken mag ich sehr. Musik ist ein göttliches Geschenk. Eines, das ich in meinem Beruf an andere Menschen weitergeben darf."
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