Mattersburg gräbt tief und baut neu: "Wollen nicht zu schnell wachsen"

Die Stadt Mattersburg ist aufgrund der zentralen Lage und des vielfältigen Angebots das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Bezirks.
Schon in der Jungsteinzeit war die Bezirkshauptstadt ein Ort zum Leben. Aktuell stellt sich eher die Frage, wie der Wohlfühlfaktor erhalten oder sogar ausgebaut werden kann.

von Sophie Mantler

Im März wurden in der Bezirkshauptstadt Mattersburg zwei bedeutende archäologische Funde gemacht: das Grab einer Frau aus dem fünften Jahrtausend vor Christus sowie das einzig bekannte Gräberfeld in Österreich aus dem dritten Jahrtausend vor Christus – mitten im Stadtzentrum.

Somit gibt es einen weiteren Beleg, dass Menschen schon in der Jungsteinzeit dort siedelten, wo heute die Stadt Mattersburg steht. "Hier hat man sich also schon immer gern aufgehalten", bringt Bürgermeisterin Claudia Schlager (SPÖ) im Gespräch mit dem KURIER den historischen Fund in die Gegenwart.

Mit 7.527 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Stadt sowie 823 Menschen in der Katastralgemeinde Walbersdorf ist Mattersburg die viertgrößte Stadt des Burgenlands. Behutsam, aber zukunftsorientiert – unter diesem Motto soll die Innenstadt weiterentwickelt werden.

"Wir wollen nicht zu schnell wachsen und für die Stadt geeignete Infrastruktur planen", sagt Schlager. In diesem Jahr steht vor allem die Neugestaltung des Brunnenplatzes, der Gustav-Degen-Gasse sowie der Judengasse im Fokus der Bemühungen. Letztere galt einst als florierende Einkaufsstraße, ist heute jedoch von Leerstand geprägt.

Mattersburg gräbt tief und baut neu: "Wollen nicht zu schnell wachsen"

Mattersburg - die viertgrößte Stadt im Burgenland

Die Stadt Mattersburg ist aufgrund der zentralen Lage und des vielfältigen Angebots das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Bezirks.

Mattersburg gräbt tief und baut neu: "Wollen nicht zu schnell wachsen"

Mattersburg - die viertgrößte Stadt im Burgenland

Das frühere Stadion des SV Mattersburg ist im Eigentum der Stadtgemeinde.

Mattersburg gräbt tief und baut neu: "Wollen nicht zu schnell wachsen"

Mattersburg - die viertgrößte Stadt im Burgenland

Zur Umgestaltung des Rathauses wurde ein Architektenwettbewerb ausgerufen.

Mattersburg gräbt tief und baut neu: "Wollen nicht zu schnell wachsen"

Mattersburg - die viertgrößte Stadt im Burgenland

Die Mattersburger Pestsäule wurde im Jahr 1714 errichtet.

Das Leerstandsproblem, mit dem viele burgenländische Gemeinden kämpfen, soll zum einen durch die 2019 eingeführte Wirtschaftsförderung bekämpft werden. Jungunternehmen werden mit Zuschüssen von bis zu 1.000 Euro für Beratungsleistungen und Marketing unterstützt. Außerdem gibt es für die Wiederöffnung von Lokalen eine Förderung von 50 Prozent der Nettomiete für die ersten drei Monate. Insgesamt gibt es in Mattersburg rund 500 Unternehmen. Kurzfristig kann sich die Bevölkerung auf die Wiedereröffnung des Florianihofs freuen.

Chancen und Probleme

Einen Steinwurf von der Judengasse entfernt liegt das sogenannte Pucher-Areal in der Michael-Koch-Straße. Aktuell im Besitz der Wohnbaugenossenschaft BWSG, wird seit Jahren über das Areal diskutiert. Das Grundstück, auf dem ein modernes Rathaus, eine Polizeistation, Wohnungen sowie Geschäfte und Lokale errichtet werden sollen, gehört zu den letzten frei verfügbaren Flächen im Mattersburger Zentrum.

Konkrete Schritte zur Weiterentwicklung – etwa im Bereich der Verkehrsanbindung oder der Baudichte – sind aber nach wie vor umstritten. Obwohl die Meinungen über die Zukunft des Areals auseinandergehen, ist man sich in einem Punkt einig: der Bedeutung der Fläche für die weitere Entwicklung der gesamten Innenstadt. Vor allem auch dank der Nähe zur eingangs erwähnten und ehemals florierenden Judengasse.

Die richtige Balance

"Mir ist es ein großes Anliegen, dass der Wohlfühlfaktor in der Stadt erhalten bleibt", sagt Schlager und verweist auf die Modernisierung der Innenstadt, bei der die Errichtung von Grünflächen im Fokus steht. So setzte die Stadt bereits mit der Eröffnung des Jubiläumsparks im vergangenen Jahr ein Zeichen für mehr klimafreundliche Grünräume in der Innenstadt.

Die Bürgermeisterin spricht von einer guten Balance aus Veränderung und Bewahrung; schlussendlich sollen Lösungen gefunden werden, mit denen sich möglichst viele Menschen anfreunden können. "Wie die anderen burgenländischen Städte sind auch wir geprägt von einem gewissen dörflichen Charme", sagt Schlager. "Das Dorfleben in unserer Stadt trägt zur Lebensqualität bei." Deshalb soll in Zukunft weniger die Ausweitung der Stadt im Fokus stehen, sondern die Pflege der schon bestehenden Gebiete entsprechend vorangetrieben werden.

Denn Mattersburg war schon vor Jahrtausenden ein Ort, an dem Menschen gerne lebten und ihre Spuren hinterließen. Die anstehenden Entscheidungen zur Belebung der Innenstadt werden das Leben in der Bezirkshauptstadt für weitere Jahrzehnte nachhaltig prägen.

Kommentare