Lehrer, Ärztinnen: Länder machen einander Personal abspenstig

Lehrer, Ärztinnen: Länder machen einander Personal abspenstig
Vorarlberg versucht im Burgenland, Lehrer mit Prämien an den Bodensee zu holen. In Zeiten des Arbeitskräftemangels kämpfen die Bundesländer mitunter mit harten Bandagen gegeneinander

„Lust zu unterrichten?“, diese Frage richtet die Vorarlberger Bildungsdirektion auf Plakaten an Passanten. Aber die Botschaft ist nicht etwa in Bregenz oder Feldkirch affichiert, sondern prangt im Burgenland an einem Pfeiler des Mattersburger Bahnviadukts.

Wer sich mit dem aufgeworfenen Gedanken spielt, für einen Lehrerjob vom äußersten Osten in den äußersten Westen Österreichs zu wechseln, bekommt eine Prämie von 6.500 Euro in Aussicht gestellt, die in Form von Wohnzuschüssen und einem Klimaticket ausbezahlt wird.

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Die Jugendlichen, die auf einem Schulgelände neben dem Plakatstandort Fußball spielen, haben kein Auge für die Werbebotschaft, und Lehrer kommen hier in den Sommerferien eher selten vorbei. Überhaupt scheinen die auch anderswo im Burgenland hängenden großflächigen Plakate alle kalt zu lassen.

Auch wenn man wollte, könnte man die Werbeaktion nicht verhindern, sagt Burgenlands Bildungsdirektor Heinz Zitz zum KURIER. Aber er sehe den Vorstoß der Kollegen aus dem Westen auch gar „nicht als unfreundlichen Akt“.

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Als solchen will Heiko Richter – seit Dienstag neuer Bildungsdirektor von Vorarlberg und zuvor als Leiter des Projekts „Arbeitsplatz Schule“ auch für die aktuelle Kampagne im Burgenland verantwortlich – die Werbeaktion auch auf gar keinen Fall verstanden wissen. „Wir haben bewusst das Burgenland gewählt, weil es das einzige Bundesland ist, wo alle Stellen besetzt sind.“ Mit dem Start der Kampagne sei gewartet worden, bis das der Fall war.

Kein Zug nach Westen

Würde Wien einen ähnlichen Werbefeldzug starten, wäre das Burgenland vermutlich weit weniger entspannt. Aber dass – angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in Westösterreich – 6.500 Euro ausreichen, um viele Pädagogen im Burgenland zu „Auswanderern“ zu machen, glaubt Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ) nicht.

Dass die aktuellen Abwerbeversuche im Burgenland kein großer Aufreger sind, hat wohl auch damit zu tun, dass auch das Burgenland in fremden Gefilden gewildert hat: Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken und die höheren Facharztgehälter bekannt zu machen, wurden Inserate in Tageszeitungen und Fachpublikationen geschaltet.

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Mit Wanted-Plakaten hat Vorarlberg bereits vor zehn Jahren nach Turnusärzten geangelt

Vorarlberg hat wiederum bereits vor zehn Jahren mit Wanted-Plakaten im Western-Stil Jagd auf Turnusärzte gemacht. In Linz, Wien und Graz waren im vergangenen Winter wiederum Straßenbahnen unterwegs, auf denen der Wiener Gesundheitsverbund mit großen Sujets um Pflegekräfte gebuhlt hat.

Angebot eingeschränkt

Dass nun massenhaft Lehrer vom Burgenland nach Vorarlberg wechseln, glaubt Richter nicht: „Aber jeder einzelne ist im Moment wichtig. Wir sind in einer brisanten Situation.“ Mit viel Aufwand konnte zwar der Mindestbedarf an Lehrern für den Herbst gedeckt werden – auch mit der Rückholung von Pensionisten. Aber an vielen Schulen werde es Einschränkungen bei Freifächern und Zusatzangeboten geben.

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