Land steigt nun auch in 24-Stunden-Betreuung ein

Land steigt nun auch in 24-Stunden-Betreuung ein
Land und Gewerkschaft rekrutieren 54 Personen in Kroatien und Serbien

Schon vor fünf Jahren wurde von den damaligen Landesräten Hans Peter Doskozil und Norbert Darabos (SPÖ) darüber nachgedacht, das Land könnte selbst Rekrutierung und Vermittlung von 24-Stunden-Betreuerinnen übernehmen und so die gewinnorientierten Agenturen ausbremsen. Mittlerweile setzt die rote Landesregierung mit Landeshauptmann Doskozil und dem nunmehr zuständigen Soziallandesrat Leonhard Schneemann einen ersten Schritt in diese Richtung. Und bedient sich dabei der Gewerkschaft.

In Kroatien und Serbien werden insgesamt 54 Personen ausgebildet – wobei auch die aus Serbien kommenden Teilnehmer EU-Bürger sind, weil sie allesamt die ungarische Staatsbürgerschaft besitzen.

Die vom BFI (Träger sind ÖGB und AK) ausgebildeten Betreuerinnen und Betreuer werden über die Plattform betreuerinnen.at an burgenländische Familien vermittelt. Später können sie eine Höherqualifizierung zur Heimhilfe absolvieren und beim Land angestellt werden.

Betreuerinnen.at ist ein Projekt von vidaflex (ein Ableger der Dienstleistungsgewerkschaft vida für Ein-Personen-Unternehmen) und nach eigenen Angaben die bundesweit „größte freiwillige Interessenvertretung“ für 24-Stunden-Betreuer. 

Man sei zwar in ganz Österreich aktiv, aber die nun angelaufene Zusammenarbeit mit dem Burgenland sei „ein ganz großer Schwerpunkt“, sagt Christoph Lipinski von vidaflex zum KURIER.

Im Burgenland gibt es aktuell rund 6.700 Personenbetreuer, meist aus Rumänien, Bulgarien, der Slowakei, Ungarn oder Kroatien. Da sind die 54 vom Land wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein? „Viele Wege führen nach Rom“, sagt Lipinski. Das sei eine Maßnahme von vielen und sie könne bei Bedarf ausgedehnt werden. 

Vermittelt wird das Gros der Betreuerinnen von privaten Agenturen. 61 aktive Agenturen gibt es laut Wirtschaftskammer derzeit im Burgenland. Dass sie durch die Initiative von Land und Gewerkschaft verdrängt werden, befürchtet die Kammer nicht: „Die Agenturen haben zu den Angehörigen der Menschen mit Betreuungsbedarf eine Vertrauensbasis aufgebaut, die wegen einer neuen Agentur sicher nicht aufgegeben wird“.

Während die von privaten Agenturen vermittelten 24-Stunden-Betreuer je nach Pflegestufe ab 70 Euro aufwärts bekommen, liegen die von betreuerinnen.at empfohlenen Mindesttagessätze zwischen 75 und 95 Euro

Vermittlungsgebühr gebe es keine, so Lipinski, aber eine jährliche Nutzungsgebühr für die Angehörigen der zu betreuenden Menschen: 500 Euro für Nicht-Mitglieder der vidaflex.

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