Dem Vernehmen nach konnte Herics – selbst Burgenlandkroate – aber sehr wohl aus dem Vollen schöpfen. Denn auch die vier langjährigen burgenlandkroatischen Redakteurinnen Silvija Degendorfer, Marijana Palatin, Viktoria Palatin und Anka Schneeweis sowie Sportredakteurin Daniela Windisch sollen sich beworben haben. Zum Zug kam aber keine von ihnen.
Burgenlandkroaten hatten immer die Leitung
Mit der weitaus größten burgenländischen Volksgruppe der Kroaten – deren Zahl wird heute auf 30.000 bis 35.000 Personen geschätzt – hat das „Minderheitenprogramm“ im Jahr 1979 begonnen. Erst nach vielen Jahren sind Redakteure für Burgenland-Ungarn (derzeit vier) und Roma (nur freie Mitarbeiter) dazugekommen.
Die organisatorische Gesamtverantwortung lag aber stets in den Händen der burgenlandkroatischen Leitung. Zuletzt bei Fred Hergovich, dessen Pensionierung die Neubesetzung notwendig machte. Seine logische Nachfolgerin Melanie Balaskovics ist dem ORF vor einigen Monaten abhandengekommen und führt die Caritas.
Fehlende Sprachkompetenz?
Die Kritik der 12-köpfigen burgenlandkroatischen Redaktion richtet sich nicht gegen Kelemen als Person, sondern sie zielt auf deren fehlende Sprachkompetenz. „Wie“, so lautet die bange Frage, „soll jemand die Letztverantwortung für den größten Teil der Sendungen der Volksgruppenredaktion tragen, die unserer Sprache nicht mächtig ist?“ Die Eigenständigkeit der Kroatisch-Redaktion sei damit in Gefahr.
ORF-Landesdirektor Herics, der sich im Herbst für weitere fünf Jahre bewerben wird, versucht zu kalmieren. Die inhaltliche Verantwortung für die burgenlandkroatischen Sendungen bleibe in der Redaktion, man suche noch nach einer Lösung.
Er habe jemanden gesucht, der die Volksgruppenredaktion „organisatorisch führt und zukunftsfit macht“ und Kelemen habe Erfahrung als Chefin vom Dienst (darüber verfügen auch die burgenlandkroatischen Bewerberinnen, wird dem KURIER von Kennern des ORF-Innenlebens versichert). Herics beteuert: „Ich würde als Burgenlandkroate nie etwas tun, was der Volksgruppe schadet“.
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