Kein ORF-Landesdirektor von Doskozils Gnaden

Kein ORF-Landesdirektor von Doskozils Gnaden
Die Nachwehen der Wahl von Werner Herics zum ORF-Chef

Zu den Verlierern wollte Hans Peter Doskozil auf gar keinen Fall gehören. Deshalb stimmte der burgenländische ORF-Stiftungsrat Werner Dax am Ende doch dem Vorschlag von ORF-General Roland Weißmann zu, Werner Herics für weitere fünf Jahre zum ORF-Landesdirektor zu bestellen. Das Gesamtpaket der Landesdirektoren wurde vom Stiftungsrat mit 34 von 35 Stimmen abgesegnet, nur eine unabhängige Rätin hatte sich enthalten.

Zuvor hatte sich der absolut regierende rote Landeshauptmann eingestehen müssen, dass seine Macht jenseits der Leitha auf eine weit stärkere Gegenmacht stößt und sein Favorit für den Posten des Landesdirektors, Walter Schneeberger, im türkis dominierten ORF-Stiftungsrat hochkant durchfallen würde.

Im roten Lager hört man seither die Klage, die frühere langjährige ORF-Mitarbeiterin und jetzige ÖVP-Nationalrätin Gaby Schwarz habe Schneeberger „verhindert“. Die muss auf KURIER-Anfrage ob dieser ihr zugeschriebenen Machtfülle schmunzeln und sagt: „Der Generaldirektor schlägt dem Stiftungsrat die Direktoren vor und der Stiftungsrat entscheidet darüber. Die Politik hat damit nichts zu tun“.

12 Tage sind seit der ORF-Wahl vergangen, aber noch weiß keiner so recht, wie es jetzt im Eisenstädter Funkhaus weitergeht.

Dass ein Landeshauptmann mit seinem Wunschkandidaten für die ORF-Landesspitze de facto abblitzt, ist zumindest im Burgenland in den vergangenen Jahrzehnten nicht vorgekommen. Entsprechend gespannt darf man auf Doskozils – mehr oder weniger subtile – Reaktion sein.

Dazu kommt die Gemengelage im Landesstudio selbst. Neben Herics und Schneeberger, die schon 2016 gegeneinander angetreten waren, hatten sich mit Burgenland-Heute-Moderatorin Elisabeth-Pauer Gerbavsits, Politik-Redakteurin Patricia Spieß und Programmchefin Ursula Hofmeister drei weitere Mitarbeiterinnen um den Top-Job beworben. Vor allem die weitere Zusammenarbeit zwischen Herics und Schneeberger scheint Kennern der Umstände „furchtbar schwierig“ zu werden. Zumal der zweimal unterlegene und um fünf Jahre ältere Schneeberger im Alltagsgeschäft an den Schalthebeln sitzt und versucht sein könnte Herics zu zeigen, wo „die Musik spielt“.

Insofern verwundert es auch, dass Doskozil Schneeberger, beileibe kein Feind der Roten, zum Landesdirektor machen wollte. Beim nachfolgenden Chefredakteur hätte er das gewiss nicht mehr voraussetzen können.

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