Karl Reiter: Mit Leidenschaft von Würsteln zum Wellnesspionier

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Der Unternehmer spricht über Tiefpunkte, Herausforderungen und seinen Wunsch nach mehr Rückhalt vom Land.

Von Gernot Heigl

Vom Wirtshauskind mit geplatzten Würsteln im Siedetopf zum Pionier im österreichischen Wellnessbereich. Karl Reiter ist 75 Jahre, kein bisschen müde und Herr über zwei Hotels mit 125 Hektar Grund in Bad Tatzmannsdorf.

Der Hotelier mit 360 Mitarbeitern spricht im KURIER-Interview über Millionen-Investitionen, Veränderungen nach Corona, wirtschaftliche Ängste, Zweifel, Enttäuschungen und das Wichtigste in seinem Leben – die Familie.

Direkt vom täglichen Fitness-Schwimmen kommend, lässt sich der gebürtige Tiroler frische Früchte vom Frühstücksbuffet im Finest Family schmecken, ehe er ein weiches Ei genießt und sowohl Tee als auch Kaffee trinkt. Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen gibt’s vorab eine Lebensweisheit: „Jeder sollte Plus und Minus kennenlernen. Also auch mal auf die Nase fliegen. Denn wenn es einem immer gut geht, hat man kein Animo.“

Gefolgt von einem nachdenklichen Schwenk zu den Corona-Zeiten mit seinen Lockdowns und Einschränkungen: „Da hatte ich wirklich Angst, alles zu verlieren.“ Seit der Pandemie, so Karl Reiter, ist für ihn die Welt eine andere. „Da hat es mich richtig durchgebeutelt, ich bin definitiv dünnhäutiger geworden, eine Art Ernüchterung.“ Zwischendurch hat er sich einmal sogar gefragt: „Warum tue ich mir das alles an?“

„Das ist eben mein Leben“

Um gleich darauf auf die aktuelle Situation hinzuweisen: „Jetzt haben wir das Drama mit dem Strom. Von sechs Cent auf 26 Cent. Zu den gestiegenen Energiekosten kommen Lohnerhöhungen von rund 30 Prozent.“ In Summe eine Vervielfachung seiner Ausgaben. „Eine echte Herausforderung. Denn unsere Hotelpreise können wir nicht mehr erhöhen.“

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Diese Teuerungen summieren sich zu den jährlichen Instandhaltungskosten von rund zwei Millionen Euro pro Hotel. „Ein notwendiges Investment, denn im Finest Family mit 124 und im Supreme mit 168 Betten muss immer alles funktionieren und tipptopp sein.“ Nach einer kurzen Pause, in der sich der Hotelier durch seine markanten, langen, blonden Haare streicht, folgt schmunzelnd: „Aber das ist eben mein Leben. Als Pionier im Wellnessbereich will ich immer das Beste für meine Gäste.“

In seinen beiden Wellness-Oasen wird Karl Reiter von seiner Gattin Nikola (Niki) unterstützt. „Ich bin mehr oder weniger der Gastgeber, alles andere macht meine Frau. Da bin ich dankbar und stolz darauf. Auch auf unsere drei Kinder.“ Die zwei ältesten Söhne treten bereits in die Fußstapfen vom Papa, beide absolvieren eine Hotelfachschule.

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Im Hier und Jetzt sieht der gebürtige Tiroler Verbesserungsbedarf: „Wir zahlen viele Abgaben an das Land. Alles in allem ist das ein hoher Betrag. Ohne mich beschweren oder anbiedern zu wollen, aber vom Burgenland Tourismus würde ich mir künftig wünschen, dass man uns nicht wie bisher ausgrenzt.“ Immerhin, so Karl Reiter, „zählen unsere Hotels zu den Besten. Vielleicht ist da bei den Verantwortlichen ein Umdenken möglich.“

Zielstrebig nach oben

Angesprochen auf seinen Werdegang kommt der 75-Jährige ins Schwärmen. „Ich war ein echtes Wirtshauskind im Betrieb meiner Eltern. Schon von klein auf habe ich in deren ,Gasthof zur Post’ geholfen.“ Grinsend erinnert sich der Tiroler aus Achenkirch am Achensee an Hoppalas in der Küche: „Ich habe öfters die Würstel für die Gäste gemacht. Da passierte es schon mal, dass ein Paar im Siedetopf geplatzt ist. Na, da war was los, damals eine kleine Katastrophe.“

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Um während der Zeit in der Handelsschule Geld zu verdienen, war sich Karl Reiter für keine Arbeit zu gut. Er half einem Fleischhauer und lieferte Ware aus, führte Ölwechsel bei Autos durch und servierte im Gasthaus seines Onkels aushilfsweise Hunderte von Mahlzeiten. Ehe er nach London und Frankreich ging, um dort in exklusiven Hotels Karriere zu machen.

Zurück in Tirol pachtete er das Hotel seines Vaters und erhöhte durch Innovationen den Umsatz innerhalb eines Jahres von zwölf auf 20 Millionen Schilling. Es folgten Zu- und Umbauten, in denen erstmalig eine Beautyfarm zum Hotelkonzept gehörte, in Kombination mit Schwimmbad, Sauna, Ruheräumen usw. Das war Ende der 1970er-Jahre und somit die Geburtsstunde des Wellness-Zeitalters, wie wir es heute kennen. Das nunmehrige Posthotel Achenkirch mit fünf Sternen wird seit einigen Jahren von Karl Reiters ältestem Sohn aus erster Ehe geführt.

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„Die Familie hat für mich den wichtigsten Stellenwert. Sie ist mein Ein und Alles. Es ist wunderbar, dass ich mit Niki eine Frau habe, die in unseren beiden Hotels alles managt und zudem eine wunderbare Mutter ist“, blickt der Hotelier aus Bad Tatzmannsdorf positiv auf die Gegenwart.

Resümierend meint Karl Reiter über sein Lebenswerk: „Ich wollte etwas Sinnvolles, etwas mit Würde machen. Das ist mir offensichtlich gelungen, denn das bekomme ich immer wieder von unseren Gästen bestätigt.“ Und weiter: „Vielleicht auch deshalb, weil bei mir nie die Gier im Vordergrund stand, sondern die Leidenschaft.“

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