Güssing: Wie sich die "Perle des Südens" immer wieder neu erfindet

von Sophie Mantler
In der südöstlichsten Ecke Österreichs thront auf einem erloschenen Vulkankegel die imposante Burg Güssing. Seit 1157 wacht sie über die Stadt, die als "Perle des Südburgenlandes" gilt.
Das eindrucksvolle Bild am Horizont macht sie seit jeher zu einem weit sichtbaren Wahrzeichen der gesamten Region. Aber ist Güssing nur deshalb eine Perle?
"Die Burg ist ein wichtiger Bestandteil unserer Identität", sagt Vinzenz Knor, seit 2012 SPÖ-Bürgermeister von Güssing. Ganzjährige Kulturveranstaltungen – von Kabaretts über Konzerte bis hin zu Musicals – bringen jährliche Tausende Besucher in die Stadt am Fuße des Vulkankegels.
"Güssing ist eine Stadt, in der man sparen, sich gesund halten und die Landschaft um sich herum genießen kann"
SPÖ-Bürgermeister
Ins Wahrzeichen drüber wird ebenso investiert – Knor spricht von zwei Millionen Euro vom Land – wie in das Kulturzentrum, das modernisiert und um eine Freiluftbühne erweitert wird.

Die Burg ist sowohl Wahrzeichen als auch Besuchermagnet mit vielen Veranstaltungen.
"Unser Glück ist, dass die Kulturszene bei uns so aktiv ist", freut sich Knor über die verschiedenen Initiativen.
Die Innenstadt erblüht
Mit der Neugestaltung der Innenstadt hat sich Güssing in eine"grüne Oase" verwandelt, mit Rosenbeeten und Schatten spendenden Bäumen, schwärmt Knor: "Ein echter Eyecatcher." Gerade vor der Kulisse des neu renovierten Rathauses.
Doch trotz aller Attraktivität nimmt die Bevölkerungszahl seit den 1990er-Jahren ab und liegt derzeit bei knapp über 3.500 Personen.

Die Umgestaltung der Innenstadt hat diese zum Teil in eine grüne Oase verwandelt.
Die Stadt will mit gezielten Investitionen gegensteuern: Viel verspricht man sich vom umfassenden Bildungsangebot am modernen Schulcampus mit zwei maturaführenden Schulen sowie einer Musik- und einer Sonderschule. Der Ausbau der Kaserne könnte ebenfalls helfen, hofft Knor: "Vielleicht lassen sich die dort Bediensteten dann auch hier nieder."
Die Klinik hat mehr als nur Gesundheit
Eine Sonderstellung in der Gesundheitsversorgung im südlichen Burgenland hat Güssing aufgrund der südlichsten Klinik im Land. 370 Fachkräfte sind im Haus beschäftigt und damit ist das Krankenhaus laut Knor "einer der größten Arbeitgeber in der Region rund um Güssing".

Die Klinik ist einer der wichtigsten Arbeitgeber und essenziell für die Gesundheitsversorgung.
Neben laufenden Umbau- und Erweiterungsarbeiten rund um die Klinik hat auch der Bau des neuen Ärztezentrums in der Schulstraße begonnen. Insgesamt gibt es dort ab Herbst Platz für acht Ordinationen.
Damit wird einerseits die medizinische Versorgung verbessert und andererseits erhofft man sich Impulse für die lokale Wirtschaft. Stadtchef Knor ist sich sicher: Der Handel wird von der durch das Ärztezentrum steigenden Kundenfrequenz profitieren.
Energie
Etwa 50 Prozent der Haushalte in Güssing werden mit Sonnenstrom versorgt. Die Produktion erfolgt über eine Energiegemeinschaft mit PV-Anlagen auf Gebäuden wie dem Schulcampus oder dem Feuerwehrhaus.
180 Schüler
werden im erst 2024 eröffneten Schulcampus mit Volksschule, Allgemeiner Sonderschule und Zentraler Musikschule unterrichtet.
3.522 Menschen
leben per 1. Jänner 2024 in der Bezirkshauptstadt Güssing. Im Vergleich zu 2023 ist das ein Rückgang von 1,9 Prozent.
Unterstützung für die lokale Wirtschaft seitens der Stadt kommt auch in Form von Förderungen: Neue Geschäfte bekommen laut Knor bis zu 2.000 Euro, Lehrlinge würden mit insgesamt 500 Euro gefördert. Dennoch bleibt die Abwanderung vor allem junger Menschen eine Herausforderung. "Viele ziehen in die großen Städte, weil wir weniger Arbeitsplätze anbieten können", so Knor.
Güssing - eine Perle mit Zukunft
Beim Klimaschutz und der Produktion erneuerbarer Energie war Güssing früher Vorreiter, man erinnere sich an den Satz von Arnold Schwarzenegger bei seinem Besuch im Jahr 2012: "Die Welt soll Güssing werden".
Heute ist die Stadt weiter Mitglied des ökoEnergielandes, produziert mit der Burgenland Energie auf 120 Hektar PV-Strom und setzt in der Stadt auf energieeffiziente Lösungen. So wird etwa die Straßenbeleuchtung im Stadtgebiet schrittweise auf LED umgestellt.
Es ist also nicht nur die Burg auf dem Vulkan, die Güssing zu einer wahren Perle des Südburgenlandes macht. Sondern auch das Zusammenspiel von kultureller Vielfalt, Bildung, Gesundheit, einer blühenden Innenstadt und nachhaltigen Zukunftsprojekten. Und die Fähigkeit, sich für die Zukunft immer wieder neu zu erfinden – am Fuß der historischen Burg ...
Kommentare