Perspektivenwechsel: Die Jugend steht mit dem Rücken zur Wand

Ein Mädchen mit Kopfhörern umarmt eine ältere Frau, während beide gemeinsam auf ein Smartphone schauen.
Die „faule Jugend“? In Wahrheit kämpft sie mit Problemen, die Ältere nie kannten – und trägt die Last einer Gesellschaft, die ihre Zukunft verschläft.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

„Die faule Jugend, die sich für nichts interessiert“ – seit einiger Zeit schon machen Erzählungen dieser Art die Runde, meist ins Spiel gebracht von der eher älteren Bevölkerung. Im Visier sind dabei immer die jüngeren Altersgruppen bis hin zur „Gen Z“, also die Jahrgänge von 1995 bis 2010, die sogenannten „digital natives“.

Also genau jene Generationen, die die künftigen Pensionen der jetzt noch Erwerbstätigen erwirtschaften werden müssen. Eigentlich ist es erstaunlich, dass hierzulande keine Diskussionen über Themen wie Generationengerechtigkeit, nachhaltige Absicherung der Pensions- und Sozialsysteme oder das langsame, aber sichere Verschwinden des Aufstiegsversprechens geführt werden. Das wäre nämlich dringend notwendig.

Warum nichts passiert

Die Antwort ist einfach: In einer überalterten Gesellschaft wie der österreichischen und generell in allen Industrienationen der westlichen Welt sind die Älteren die größte Wählergruppe. Damit ist es für die Parteien in demokratischen Systemen so gut wie unmöglich, über Einschnitte zu diskutieren oder gar echte Reformen umzusetzen – andernfalls würde ihnen die Rechnung am nächsten Wahltag präsentiert werden.

Das gilt vor allem im Burgenland, mit einem Durchschnitt von 46,6 Jahren das Bundesland mit der ältesten Bevölkerung Österreichs. Die Zukunftsaussichten der Jugend sind also, gelinde gesagt, ziemlich düster. Das ist übrigens ein Zustand, den die heute bereits pensionierte Bevölkerung und jener Teil, der kurz vor dem Pensionsantritt steht, noch nie erlebt hat.

An die älteren Leser: Versetzen Sie sich doch einmal in die Lage eines jungen Erwachsenen im Alter von 20, 25 Jahren – Europa steht von allen Seiten unter enormem Druck, die geopolitische Lage wird unsicherer, die Wirtschaftsdaten immer schlechter. Wer angesichts dessen noch immer über eine „faule Jugend“ lamentiert, hat rein gar nichts verstanden.

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