Was man in Raiding eher nicht hören wird: Dass sich Franz Liszt als Erwachsener gar nicht so oft hier hat blicken lassen. Viel lieber soll das musikalische Genie das nordburgenländische Gattendorf besucht haben.
Zwei Ortschaften weiter, in Edelstal, wurde 1776 sein Vater Adam Liszt geboren. In Gattendorf wohnte Franz Liszts Tante und später sein Cousin, Johann Nepomuk Hennig – ein Arzt. Auf der Durchreise zwischen Pressburg und Budapest verbrachte der Komponist oft mehrere Tage in Gattendorf, wo er familiäre Geborgenheit vorfand. Nach dem Abendessen standen stets kleine Privatkonzerte des Meisterkomponisten auf dem Programm.
Das Haus des Dr. Hennig steht bis heute in der Unteren Dorfstraße. Im Jahr 1998 hat es der Arzt und Hobby-Historiker Klaus Derks erworben und darin seine Ordination eingerichtet. Derks war es auch, der die enge Verbindung Liszts zu Gattendorf in den „Gattendorfer Rückblicken“ – einer Reihe historischer Bücher über das Dorf – aufgearbeitet hat.
Eine von vielen beachtenswerten Textpassagen in dem Aufsatz über Franz Liszt stammt aus einem Brief von Isabella Hennig – sie war die jüngste Tochter von Liszts Cousin: „Ich halte das Andenken an meinen teuren Onkel Franz liebevoll im Herzen (...) Wöchentlich kam er in das Haus meines Vaters, dann gab es ein großes Abendessen. Seine Lieblingsspeise war Kalbskopf, Hirn und gemischter Salat. Ich saß neben ihm, er wollte das so. Nach dem Abendessen kam die Hauptsache, er spielte Klavier, mein Vater Cello, meine Geschwister sangen. Ich aber stahl mich heimlich neben Onkel Franz unter den Flügel. Dort steckte er mir die feinen Zuckerln zu. So sehe ich ihn. Er lebt in meinem Gedächtnis, obwohl ich noch so klein war.“
Am Gattendorfer Hauptplatz wurde Franz Liszt mit einer Büste ein Denkmal gesetzt, das an seine Zeit im Dorf erinnert.
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