Evangelische wünschen sich mehr Präsenz ihres „Chefs“

Ein Mann im Anzug sitzt mit gefalteten Händen da und blickt nachdenklich zur Seite.
Superintendent Jonischkeit lasse sich im Landessüden zu wenig blicken, heißt es. Auch die starke Erhöhung des Kirchenbeitrags schmeckt vielen Gemeinden nicht

In den kommenden Tagen gibt es keinen Grund zur Klage. Der evangelische Superintendent Robert Jonischkeit ist im Dauereinsatz bei den Gläubigen: Am Donnerstag leitet der oberste Geistliche der burgenländischen Lutheraner den Gottesdienst in Bad Sauerbrunn; am Karfreitag – dem höchsten protestantischen Feiertag – und am Ostersonntag in Pöttelsdorf.

Warum das erwähnenswert ist? Wer sich südlich des Sieggrabener Sattels umhört, bekommt öfter zu hören, der seit Herbst 2021 amtierende Tiroler mit familiärer Verbindung zu Oberschützen mache sich rar.

„Wir haben ihn noch nicht so oft gesehen, aber er hat ja noch ein bissl Zeit sich einzuleben“, sagt etwa der Schlaininger Kurator (gemeinsam mit dem Pfarrer vertritt er die Pfarrgemeinde nach außen; Anm.) Herbert Glatz. Sein Kollege Karl Reichl aus Eltendorf hat den Eindruck, der Superintendent mit Amtssitz in Eisenstadt „könnte sich mehr für das Südburgenland einsetzen“. Und der Rechnitzer Josef Reiter beklagt, der oberste Lutheraner im Land habe sich „bisher noch nicht anschauen lassen“.

Gemeinden möchten Mitglieder schonen

Jonischkeit selbst war für den KURIER nicht erreichbar, er befindet sich bis Donnerstag auf Urlaub. Superintendentialkuratorin Christa Grabenhofer verteidigt den Geistlichen aber. Sie verstehe den Wunsch nach mehr Präsenz in allen 29 Pfarren mit insgesamt rund 30.000 evangelischen Christen. Aber man müsse fragen, „was ist notwendig und wo ist der Superintendent notwendig“.

Das für 12 Jahre gewählte Oberhaupt der Lutheraner, die im Burgenland prozentuell am stärksten sind, sei auch Leiter des Schulamts und habe „gesamtösterreichische“ Pflichten.

Grabenhofer und Jonischkeit haben gegenwärtig mit etlichen Gemeinden auch noch ein anderes Thema:  Der Kirchenbeitrag von rund ein Prozent des Jahresbruttobezugs wurde für 2023 kräftig angehoben. Für Beschäftigte, die ihr Einkommen nachweisen, um 6,5 Prozent; wenn das Einkommen geschätzt werden muss, um acht bis zehn Prozent. Viele Gemeinden wollen  ihren Mitgliedern aber nicht so viel abverlangen. Dann fehlt das Geld aber der Landeskirche und den Gemeinden, in denen bis zu 29 Prozent der Einnahmen verbleiben.

Auch da besteht Gesprächsbedarf zwischen Superintendent und Gemeinden – vielleicht nicht unbedingt am Karfreitag.

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