Die Gänse hätten zu Beginn der Brutsaison, nach einem besonders niederschlagsarmen Winter, festgestellt, dass es im Schilf bei ihren üblichen Nistplätzen zu trocken ist – und dann gar nicht erst gebrütet. Nach Grabenhofers Schätzung tummeln sich daher aktuell nur ungefähr 100 Graugans-Brutpaare im Nationalparkgebiet. In guten Jahren seien es 1.500 oder noch mehr gewesen. „Der Regen im April kam zu spät. Es ist ein schlechtes Jahr für die Graugänse“, bringt es der Seewinkel-Experte auf den Punkt.
In guten Saisonen finden die Wasservögel im Gebiet östlich vom Neusiedler See ideale Bedingungen vor. Trockene Jahre habe es zwar auch früher immer wieder gegeben, erläutert Grabenhofer. Aufgrund des Klimawandels häufen sie sich aber in jüngerer Vergangenheit, und machen dabei Probleme sichtbarer, die durch menschliche Eingriffe entstanden sind.
Entwässerung
Über Entwässerungskanäle fließt permanent Wasser aus dem Seewinkel ab, das eigentlich zur Hebung des Grundwasserpegels dringend gebraucht würde. Diese Kanäle, sie wurden einst für die Landwirtschaft angelegt, sollen nun rückgestaut werden.
Dabei handelt es sich um eine der Maßnahmen des EU–Projekts „LIFE Pannonic Salt 2023“, das mit zwölf Millionen Euro dotiert ist. Neun Millionen Euro für das Rettungspaket kommen aus EU-Geldern, die restlichen drei Millionen Euro steuern Bund und das Land Burgenland bei. Da die pannonischen Salzlacken von der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume geschützt sind, müssen sie aus rechtlicher Sicht erhalten werden.
Für das Vogelparadies im Nationalpark sind das langfristig gute Nachrichten. Aber auch kurzfristig ist Besserung in Sicht, was den Wasserhaushalt im Nordburgenland betrifft: Der Wetterbericht prognostiziert für die kommenden Tage wieder Regen.
Jungvögel: Finger weg
Auch wenn die Graugänse aktuell Probleme haben, so ist bei den meisten anderen Vögeln die Brutsaison derzeit im vollen Gang. Aus diesem Anlass erinnert die Vogelschutzorganisation „BirdLife“ daran, dass gefundene Jungvögel in Ruhe gelassen werden sollten.
Denn wenn sich junge Vögel außerhalb des Nestes befinden, handelt es sich oft um „Ästlinge“, diese Jungtiere werden außerhalb des Nestes von ihren Eltern versorgt. Nur nackte Nestlinge sollten ins Nest zurückgesetzt werden.
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