Die Schedl-Mühle in Lockenhaus steht zum Verkauf
Schedl-Mühle in Lockenhaus steht zum Verkauf.
Von Josef Lang
Knapp 300.000 Tonnen Weizen werden pro Jahr im Burgenland geerntet. Verarbeitet wird hierzulande aber nur ein Bruchteil davon. Zum Beispiel in der Schedl-Mühle in Lockenhaus, einer von nur noch drei gewerblichen Mühlen im Burgenland.
Auf rund 300 Tonnen pro Jahr kommt man dort, berichtet Julius Schedl von einer „überaus positiven Wirtschaftslage dank dreier Säulen: der Direktvermahlung von Roggen, Weizen und Dinkel-Schälung, dem Saatguthandel und der Vermarktung von Nischenprodukten“.
Mühle wird verkauft
Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters möchte Schedl, der auch Obmann des burgenländischen Landesvereins für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung ist, die Mühle aber demnächst verkaufen: „Eine Übernahme innerhalb der Verwandtschaft hat sich kürzlich zerschlagen, deshalb bin ich bereit, einem Interessenten oder auch einer Gesellschaft die Mühle für den Weiterbetrieb erwerben zu lassen.“
Anfragen könnten an die eMail-Adresse schedl-muehle@bnet.at gerichtet werden.
Julius Schedl verkauft in der Mühle viele Nischenprodukte.
Österreichs Mühlen erleben seit Jahrzehnten einen stillen Rückgang. Von 1.077 Mühlen im Jahr 1960 blieben 2015 noch 169 übrig, 2025 nur mehr 115. Auch im Burgenland schrumpfte die Zahl der vermahlenden Betriebe: von 200 (1960) auf drei (2025) – die Sagmeister-Mühle in Litzelsdorf, die Seewinkelmühle in Andau und die Schedl-Mühle in Lockenhaus.
Höhenflug & Niedergang
Die Geschichte der Mühlen reicht weit zurück: Mit dem Anbau verschiedener Getreidesorten begann vor mehr als 4.000 Jahren die Vermahlung zu Mehl – zunächst mit Reibsteinen, später mit Handmühlen – und die Verarbeitung zu Brotsorten. Wassermühlen sind seit rund 1.700 Jahren, Windmühlen ab dem 11. Jahrhundert n. Chr. belegt.
Das Mühlennetz verdichtete sich rasch in den westlichen ungarischen Komitaten, also auch im heutigen Burgenland. Interne Konkurrenz, ausländische Mitbewerber, schwankende Ernten und Überproduktion führten um den Ersten Weltkrieg zu einer starken Verringerung – ein Trend, der bis heute anhält.
Ein Beispiel für Kontinuität ist die Schedl-Mühle. Sie geht auf eine unter Graf Thomas Nadasdy errichtete Wassermühle aus dem 16. Jahrhundert zurück und kam ab 1676 in den Besitz der Esterhazys. Später ist die Familie Braun als Mühlenbesitzer belegt; 1924 eröffnete sie die Holzwarenfabrik Braun & Söhne in Hammerteich. In den 1920er-Jahren erzeugte die Mühle auch Strom für die Marktgemeinde Lockenhaus; 1945 entging sie in den letzten Kriegstagen knapp der Zerstörung.
Schedls lange Tradition
Julius Schedl pachtete ab 1952 die Schöberl-Mühle in Karl und erwarb 1960 die Mühle in Lockenhaus von der Esterhazy-Güterdirektion; wichtige Gerätschaften übernahm er von der Firma Braun. 1964 zog die Familie Schedl endgültig nach Lockenhaus.
Nach 1983, als Julius Schedl junior die Leitung übernahm, wurde laufend modernisiert: Digitalisierung, Stromerzeugung, Fliehkraftschäler, Dinkelschälanlage, Erzeugung von Naturparkmehl (Naturpark Geschriebenstein) und ein Verkaufsraum für Nischenprodukte wie Bio-Dinkelmehl, Nudelprodukte und Müsli-Arten sowie „Mühlenwaren“ wie Bio-Hanfsamen, Dinkel-Backerbsen, Dinkel-Knusperwaffeln, Vanille-Schoko-Mandeln u. a.
Inhaber Julius Schedl kümmert sich als Obmann des Burgenländischen Landesvereines auch um Mühlenkunde und Mühlenerhaltung. Jeweils am Freitag vor Pfingsten – 2026 am 22. Mai – findet bei zehn Mühlen die „Burgenländische Mühlenreise“ statt. „Wir wollen für alle interessierten Personen den Zugang zur historischen und kulturellen Vielfalt der Mühlenwelt öffnen“, so Schedl.
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