Der Nikolaus im Interview: „Lasst uns froh und munter sein!“

Eine als Nikolaus verkleidete Person mit rotem Mantel, Bischofsmütze und Stab geht auf einem frostigen Waldweg.
Heute hat er besonders viel zu tun – Zeit für ein exklusives Interview blieb aber. Der Nikolaus über das „Brav-Sein“, Diskussionen mit Kindern und wie die Beziehung zum Krampus jetzt ist.

Von Vanessa Halla 

"Den Knopf beim Ärmel, den musst du mir bitte noch annähen, da würde ich dich höflichst darum bitten“, spricht der Nikolaus zu seiner treuen Gehilfin, die gerade an seinem langen, weißen Bart herumzupft. Damit der „Chef“ auch ja fesch aussieht, bevor er sich auf die Reise zu den Kindern macht, wird nichts dem Zufall überlassen. Die traditionelle „Arbeitsuniform“ wurde frisch gebügelt, die Bischofsmütze liegt noch luftdicht verpackt auf der Couch. 

Während sich der Nikolaus, der für das Interview mit dem KURIER extra vom hohen Norden des Burgenlandes angereist ist, umzieht, prasseln schon die ersten Fragen auf ihn ein. Schließlich war jene Frau, die diese Zeilen tippt, auch einmal Kind.

„Du bist ja der Elmar!“

Der Nikolaus vor ihr, der wird im bürgerlichen Leben Elmar genannt. Sein Nachname unterliegt dem Datenschutz – wir bitten um Verständnis. Die Geschichte des heiligen Nikolaus von Myra ist eine weltbekannte – die Geschichte unseres Nikolaus hier begann zwar nicht vor über 1.700 Jahren, aber vor ziemlich genau 40.

„Ich habe damals meine Kinder vom Kindergarten abgeholt, als die Kindergartentante vollkommen aufgelöst auf mich zukam und sagte ,Sie schickt der Himmel! Mir ist der Nikolaus krank geworden! Die Kinder warten schon sehnsüchtig auf ihn. Würden´s den Job bitte übernehmen?‘ Ich habe nicht lange überlegt und mir das Nikolaus-Gewand geschnappt. Den Moment, als mich die leuchtenden Kinderaugen erwartungsvoll angeschaut haben, den vergesse ich nie“, erinnert sich der Nikolaus aus Kleinhöflein an seinen ersten Auftritt.

Eine Person mit weißem Bart und roten Gewand mit Kreuz hält ein aufgeschlagenes Buch in behandschuhten Händen.

Echthaar und Fake-Bart

Der Tante Finny vom Kindergarten fiel damals ein Stein vom Herzen. Die Kinder waren selig, das Fernsehteam, das an diesem denkwürdigen Tag ebenfalls vor Ort war, zeigte sich zufrieden mit der Darbietung und so kam es, dass der Nikolaus im Elmar von da an alle Jahre wieder den Kindergartenkindern kleine Geschenke brachte und sie fragte, ob sie denn auch brav waren. „Solange meine Kinder im Kindergarten waren, war ich dort der Nikolaus. Ich denke nicht, dass sie mich je erkannt haben. Aber ich habe die beiden ehrlicherweise auch nie danach gefragt“, schmunzelt der heute 70-Jährige mit dem weißen Haar.

Der lange weiße Bart, der ist allerdings gekauft. Mit den ersten Enkelkindern ließ der Elmar den Nikolaus in ihm nämlich wieder aufleben. Und selbstverständlich gibt es auch zu Elmars Bischofsstab eine Geschichte: „Den hat mir mein Schwiegersohn aus einem Besenstiel gebastelt. Wenn man genau schaut, erkennt man es vielleicht.“ Weiße Handschuhe, ein Bischofsring, schwere Stiefel und natürlich der große Jutesack voller Geschenke machen die Arbeitsuniform komplett. „Den Bart habe ich mir zugelegt, als der Enkel meiner Frau zum Nikolaus meinte: ,Du bist ja der Elmar!‘“, erzählt er lachend.

Ein Sack mit Apfel, eine Orange und Nüsse liegen auf frostigem Gras.

Seine Auftritte rund um den 6. Dezember nimmt der Nikolaus aus Kleinhöflein sehr ernst. „Ich bitte die Eltern vorab um ein paar Informationen über ihre Kinder. Die bilden die Diskussionsgrundlage mit den Kleinen“, schmunzelt der Mann mit dem langen weißen Bart. „Zuerst erzähle ich die Geschichte vom Nikolaus, dann zücke ich mein Buch, wo alles drinnen steht. Tadeln und Ermahnen tue ich nicht. Wir sprechen über Positives und was das Kind vielleicht noch ein bisserl besser machen kann. Selbstverständlich frage ich die Kleinen umgekehrt, ob denn auch ihre Eltern brav waren. Ein Vater hat daraufhin seinen Sohn angeschaut und geflüstert: ,Überleg dir gut, was du jetzt sagst.‘ Kinder erzählen herrlich ehrlich – auch über Mama und Papa, die sich eigentlich in Sicherheit gewogen haben“, lacht der Nikolaus.

Nikolaus mit Sack und Stab wandert durch einen winterlichen Wald.

Das Interview neigt sich dem Ende zu, schließlich hat der gute Mann aktuell viel zu tun. Wie denn aktuell das Verhältnis zum Krampus ist? „An meine erste Begegnung mit ihm erinnere ich mich mit Schrecken. Ich war ein kleiner Bub und habe mich vor Angst vor dem ungebetenen Gast unter dem Küchentisch versteckt. Aber wenn wir heute gemeinsame Termine wahrnehmen, gibt es keine Brösel zwischen uns. Der Nikolaus war in Jugendtagen nämlich auch oft der Krampus.“

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