Commerzialbank: "Wo kriegt man so viel Geld fürs Nichtstun?"

Commerzialbank: "Wo kriegt man so viel Geld fürs Nichtstun?"
Ex-Aufsichtsratschef der Commerzialbank Josef Giefing verdiente 3.000 Euro brutto pro Monat.

3.000 Euro brutto pro Monat: Das war das Salär von Josef Giefing (76) als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Commerzialbank. „Wo kriegt man so viel Geld fürs Nichtstun“, fragte SPÖ-Mandatarin Doris Prohaska am Ende der Befragung Giefings vor dem Untersuchungsausschuss zur Commerzialbank.

Nach zwei krankheitsbedingten Absagen war der langjährige Chef des Kontrollgremiums der Bank am Donnerstag erschienen. Wie andere Aufsichtsräte und Bank-Mitarbeiter vor ihm schilderte Giefing Bankgründer Martin Pucher als unumschränkte Autorität. Der Aufsichtsrat hingegen war eine Truppe von „Dorfleuten“ ohne spezielle Ausbildung im Bankenbereich.

Giefing, ein jahrzehntelanger Freund Puchers, war nicht nur Chef des Bank-Aufsichtsrats, sondern auch im Vorstand des Haupteigentümers der Bank, einer Kreditgenossenschaft.

Commerzialbank: "Wo kriegt man so viel Geld fürs Nichtstun?"

Das Sagen soll überall Pucher gehabt haben. Genossenschaftssitzungen hätten vier Mal im Jahr stattgefunden, „bei jeder Sitzung des Bank-Aufsichtsrates“. Da sei in rund zwei Stunden so viel besprochen worden, dass er sich gar nicht mehr erinnern könne, „was alles“.

Auf die Frage, ob er seiner Aufsichtspflicht nachgekommen sei, erwiderte der Ex-Aufsichtsratschef: „Keine Antwort“. Erst nach dem Crash der Bank habe er erfahren, dass er „etliche Anteile“ an der Eigentümer-Genossenschaft halte. „Ich weiß nicht, warum“, vermutete Giefing, die müsse ihm Pucher „zugeschanzt“ haben.

Einmal nur wagte Giefing, sich Pucher zu widersetzen. Der Banker wollte Ende der 1990er Jahre, dass Giefing Krensdorfer ÖVP-Bürgermeister bleibt. Giefing blieb standhaft und nahm nach zwei Jahren den Hut. Warum? „Die Harmonie hat nicht gestimmt“.

Rauswurf 1994

Nach einem aktiven und einem ehemaligen Amtmann aus Bank-Standortgemeinden und dem Kurzzeit-Vizepräsidenten des SV Mattersburg war abends Julius Marhold, früherer Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank, als Zeuge geladen. Pucher hat die Commerzialbank aus lokalen Raiffeisenbanken des Bezirks Mattersburg geformt.

1994 sei die Raika Schattendorf – Keimzelle der Commerzialbank – aus dem Raiffeisenverband ausgeschlossen worden, weil sie eine Revision wegen notleidender Kredite verweigert habe. Was die Pflichten der Landesregierung als Revisionsverband ab 1995 betrifft, ging Marhold weiter als Gutachter Herbert Motter: Der Revisionsverband müsse den Prüfer nicht nur bestellen, sondern auch dessen Qualifikation prüfen, den Revisionsbericht anschauen und ihn mit einer Stellungnahme an die Organe der Bank übermitteln.

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