Wobei sich seit 1923 doch einiges geändert hat.
Vom „Central“ zum „Z“
Da wäre zum einen die Fassade und eine mit ihr zusammenhängende, ungeplante Namensänderung. Im Zuge einer umfangreichen Renovierung in den 1960er-Jahren gab der damalige Besitzer einen neuen Schriftzug an der Hausfront in Auftrag. Aus Versehen änderte er dabei den Namen des Lokals von „Café Central“ zu „Café Zentral“. Landläufig ist das Kaffeehaus seither unter der Kurzform „Z“ bekannt.
Der langjährige Stammgast Martin Putzlager übernahm den Betrieb im Jahr 2012 von Franz Karolyi. „Aus reiner Leidenschaft“, wie der Neusiedler Unternehmer sagt. Putzlager trieb eine Entwicklung hin zum vollen Restaurantbetrieb voran – heute begeistert das „Z“ nicht nur Kaffeeliebhaber, sondern auch Feinschmecker mit saisonal wechselnden Gerichten.
Der 100. Geburtstag des „Zentral“ wurde 2023 zwar verschlafen, am 15. Juni 2025 wird aber in großem Stil nachgefeiert: Mit Bieranstich und Blasmusik um 11 Uhr, großem Buffet mit allen „Z“-Spezialitäten und Livemusik mit Steve Haider ab 18 Uhr.
Abschied nach 47 Jahren
Einem wird die 100-Jahr-Feier wohl besonders im Gedächtnis bleiben: Kellner Christian Ettl, dessen letzter Arbeitstag vor der wohlverdienten Pension mit Riesenschritten naht. Seine berufliche Laufbahn begann im Jahr 1978 als Lehrling im Café Zentral. Fast ein halbes Jahrhundert später nimmt sie hier auch ihr Ende – ohne andere Zwischenstationen oder längere Unterbrechungen. Wahrlich eine Seltenheit in der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts.
Warum er dem „Z“ so lange beruflich treu geblieben ist? „Man gewöhnt sich halt an seinen Arbeitsplatz“, stellt der Kellner mit seiner typischen Gelassenheit fest. Ein großer Bonus am Job im Kaffeehaus: „Die familienfreundlichen Frühdienste“, sagt der dreifache Vater.
Was Christian Ettl in der Rückschau auf sein Berufsleben schade findet: Als gebürtiger Österreicher fühle er sich in der Gastronomie heute als Teil einer „aussterbenden Gattung“. Was er unter anderem darauf zurückführt, dass es die Kellnerlehre, wie er sie absolviert hat, heute nicht mehr gibt. Der Beruf müsse für junge Leute wieder attraktiver gemacht werden, findet er.
Bevor sich der Kellner im Ruhestand ganz der Renovierung seines Hauses widmen will, wird es voraussichtlich Ende Juli noch ein standesgemäßes Verabschiedungsfest für Christian Ettl geben.
Dem „Z“ will er weiterhin die Treue halten – als Gast.
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