Die Heimkehr des Sohnes
„Weil wir auch die Grammeln selber machen, wie in Wahrheit überhaupt alles außer die Pommes für die, die Pommes zum Schnitzel wollen statt Petersilerdäpfel“, sagt Hausherr und Küchenchef Thomas, der sich, weil mittäglicher Küchenschluss um 14 Uhr und 14 Uhr bereits vorbei, zu uns gesellt. „Und für das Beuschel ist meine Mutter Johanna verantwortlich.“ „Und die ist wo?“, will ich wissen. „In der Küche. Bereitet schon wieder Nachspeisen für den Abend vor, weil für einen Teil der Nachspeisen ist sie zuständig. Für die Riesenbuchteln etwa ist sie berühmt.“
Die dritte Person im Küchenbunde ist Sohn Daniel, 25, der – nach Stationen in Häusern wie dem Cordo in Berlin oder dem grandiosen Mühltalhof samt dazugehörigem Fernruf 7 von Vater und Sohn Rachinger – seit einem Jahr wieder zu Hause ist. Der Mutter ging’s damals gesundheitlich nicht sehr gut, weshalb der Vater sanften Druck auf den Buben ausübte. „Ich hab’ zum Daniel g’sagt: Wennst am 30. April nicht aus dem Zug steigst, wenn ich am Bahnhof steh und auf dich wart, dann fahr ich z’rück und sperr den Laden für immer zu“, erzählt der Chef und grinst. Der Sohnemann stieg aus, blieb bis heute und wird weiter bleiben. Und der Mutter geht’s auch wieder gut.
„Früher“, sagt Thomas, der 2008 von Vater Rudolf, Fleischermeister wie schon der Opa, übernommen hat, „war dieses Gasthaus ein durchschnittliches. Samt angeschlossener Fleischhauerei allerdings, drum mach’ ich auch heut noch einmal in der Woche die Blunzen nach Opas Rezeptur. Es gab jedenfalls Speisen wie Grillteller mit Pommes oder gebratenen Zander aus der Tiefkühlabteilung, aber damit hab’ ich aufgehört. Und dann kam halt statt dem Grillteller etwas wie die geschmorte Lammstelze auf die Karte und statt Zander frischer Saibling.“ Endgültig gebrochen mit der alten Karte hat Thomas ausgerechnet während und nach Corona.
„Da hab’ ich sie gekübelt und mir gedacht: Jetzt oder nie, und wir haben bei null begonnen.“ Fortan gab’s neben der gehobenen Wirtshausküche zu Mittag inklusive gesteigertem Qualitätsbewusstsein beim Einkauf von Mittwoch- bis Samstagabend auch Fine Dining. „Drei bis sechs Gänge, auf Wunsch mit Weinbegleitung“, sagt Sohn Daniel, der gemeinsam mit dem Vater verantwortlich für die Menüfolge ist. Apropos Sohn: Daniel hat noch einen Bruder, Maximilian heißt der, ist 23 und arbeitet in Wien als Patissier im Restaurant Tian. Auch keine schlechte Adresse. Um die Nachspeisen muss man sich beim Fuchs also vermutlich auch keine Sorgen machen, sollte die Oma eines Tages nicht mehr wollen.
Der neue Stil
„Leicht war’s nicht am Anfang mit dem neuen Stil“, sagt Thomas, „aber irgendwann hat es sich dann doch auch bis Wien und Eisenstadt herumgesprochen, dass es da ein Wirtshaus gibt, das mehr ist, als bloß ein Wirtshaus.“
Beste Wirthausküche plus Fine Dining am Abend, zu Mittag beste Wirtshausküche inklusive Menü um günstige elf Euro. Suppe und Hauptspeise, wahlweise Fleisch oder Vegetarisch. Da brummt’s dann, und die Hütte ist voll mit Gästen aus der 1.900 Einwohner zählenden Marktgemeinde Weppersdorf. Möchte man zumindest meinen, ist aber nach wie vor nicht ganz so. „Brummen tut’s schon“, sagt Thomas, „aber viele kommen von auswärts, denn seit wir eine Haube haben, fürchten einige Ortsbewohner, wir könnten zu nobel geworden sein.“ Zu nobel? Mitnichten. Und vielleicht trägt ja diese Geschichte ein wenig dazu bei, dass künftig wieder jeder Herr und jede Frau Weppersdorf in sein und ihr Dorfwirtshaus geht.
Anderenfalls, davon hat sich heute auch ein Tiroler überzeugt, versäumen sie allerhand.
Am nächsten Sonntag lesen Sie: Kamolz im Kalteis.
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