Angesichts der vollen Weinkeller der heimischen Winzer sollten die Ernteeinbußen im Vorjahr – insgesamt minus 14 Prozent, Weißwein minus 20 Prozent – bei einer Gesamtmenge von 504.000 Hektolitern eigentlich nicht so schwer ins Gewicht fallen.
Gut ist die Stimmung unter den Winzern aber trotzdem nicht, im Gegenteil. Denn die Weinbauern sehen sich einer Zwickmühle ausgesetzt.
Einerseits gehen die Erntemengen – zum Teil bedingt durch den Klimawandel und Wetterextreme – zurück, andererseits sinkt die Nachfrage. Außerdem stellen neue Trinkgewohnheiten die Winzerinnen und Winzer vor zusätzliche Herausforderungen.
All das und auch Lösungen zu den drängenden Problemen wurden am burgenländischen Weinbautag mit 120 Winzern im Martinsschlössl in Donnerskirchen besprochen.
In seiner Rede ging der zum fünften Mal in Folge wiedergewählte Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld auf die Trockenheit im heurigen Winter ein. "Ein bisschen Regen wäre wünschenswert", sagte Liegenfeld mit einem bittenden Blick nach oben. "Wir müssen in Zukunft die Marke ,Herkunft Burgenland‘ stärken und den Konsumentinnen und Konsumenten noch näherbringen." Erleichterungen durch gesetzliche Anpassungen versprach hingegen der österreichische Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Das werde dem Weinmarkt und dem Absatz beim Wachstum helfen.
"Die Kunden von morgen"
Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, präsentierte Strategien zur Absatzsteigerung. "Wir müssen Trends wie das ,Anti-Alkohol-Movement‘, den ,No/Low-Alkohol-Trend‘, den Weintourismus und die jüngere Zielgruppe gezielt berücksichtigen." Besonders die 20- bis 35-Jährigen sollen verstärkt angesprochen werden, betonte auch die Österreichische Weinkönigin Hannah I. Wetschka: "Sie sind die Kunden von morgen."
Die Witterung im Winter, dem trockensten seit 28 Jahren, gibt nur wenig Grund zur Hoffnung. Im Burgenland fiel im Februar durchschnittlich 80 Prozent weniger Niederschlag.
Wetter macht mehr Sorgen
Aber wenn es dann einmal regnet, passiert das immer öfter in extremen Mengen, wie in einer neuen Studie von Geosphere Austria zu lesen ist. "Ein durchschnittlicher Starkregen brachte von 2003 bis 2023 um 15 Prozent mehr Wasser als ein durchschnittlicher Starkregen von 1950 bis 1970", erklärt Klimaforscher Klaus Haslinger. Verantwortlich dafür sei die Klimaerwärmung.
Denn pro Grad Erwärmung kann Luft rund sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, in den vergangenen 40 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Österreich um etwa zwei Grad gestiegen. Ebenfalls passend: Die Zunahme der stündlichen Mengen von Starkregen stimmt mit der Zunahme von kleinräumigen Hochwasser-Ereignissen zusammen (plus 24 Prozent seit 1985).
Events und Kampagnen als "Turbo" für Weinwirtschaft
Gemessen an der Einwohnerzahl (2.300) weist Andau eine erstaunlich hohe Dichte an Spitzenwinzern auf. Die Weingüter Jacqueline Klein, Hannes Reeh, Scheiblhofer, Schwarz, Wilhelm Thell und Zantho sind große Namen unter Weinkennern.
Jetzt haben sich die sechs Weingüter für eine Premiere zusammengeschlossen: Am 23. März findet der erste Weinfrühling des neuen Winzerkollektivs namens "Andau – Your wine. Your style" statt. In ähnlicher Manier wie beim Martiniloben im Herbst öffnen die sechs Andauer Weingüter am Sonntag kommender Woche von 10 bis 18 Uhr ihre Kellertüren und laden zur Verkostung ihrer edlen Tropfen.
Eine Afterparty darf nicht fehlen
Die Afterparty wird von 18 bis 23 Uhr in der "Hall of Legends" des Weinguts Scheiblhofer gefeiert. Beim Eintrittspreis von 50 Euro ist ein 30-Euro-Weingutschein enthalten. Die Tickets können am Tag selbst bei jedem der sechs teilnehmenden Weingüter erworben werden.
Das wohl bekannteste Mitglied der Winzerriege, Erich Scheiblhofer, hofft auf viele Gäste beim ersten "Weinfrühling": "Weinkenner haben hier die einzigartige Möglichkeit, international prämierte Weingüter aus nächster Nähe kennenzulernen. Gemeinsam stellen wir den Weinbauort Andau ins Rampenlicht."
Über 2.000 Sonnenstunden pro Jahr machen Andau übrigens zum sonnigsten Ort Österreichs – nur eine von vielen Zutaten für den köstlichen Wein, der hier im tiefen Seewinkel produziert wird.
Werbung neu gedacht
Mit einer Kampagne, die "überraschend anders ist", will Wein Burgenland heuer Stimmung für heimischen Rebensaft machen. Am Freitag kommender Woche wird die neue Jahreskampagne im Haus des Weines in Donnerskirchen präsentiert. Ihr Ziel: Nicht weniger als einen "komplett neuen Zugang" zu Weinliebhaberinnen und -liebhabern zu eröffnen.
28 burgenländische Winzerinnen und Winzer konnten als Gesichter der Kampagne gewonnen werden, lässt Wein Burgenland vorab wissen. Sie hätten sich bereiterklärt, sich auf eine "ungewöhnliche Form der Kontaktaufnahme zwischen Produzenten und Konsumenten einzulassen".
Kommentare