Burgenland: Millionär hinterließ verbrannte Erde bei Regionalverein

Ein Top-Stadion, zwei Fußballprofis aus Argentinien, Wohnungen und Autos für die Spieler – wenn man das so hört, denkt man eher an einen Bundesligaverein und nicht an den südburgenländischen SV Eltendorf im Bezirk Jennersdorf. Der SVE war eigentlich ein „ganz normaler“ Fußballverein. Viel Geld war nie da, aber auch keine größeren Probleme. Das sollte sich vor zehn Jahren nach ein paar Anrufen ändern.
Am anderen Ende der Leitung saß Willi Goldschmidt. Ein im Ortsteil Zahling aufgewachsener, ehemaliger Kicker der Eltendorfer, der in Indonesien als Unternehmer zu Reichtum gelang. „Hier ist der Willi aus Jakarta“, so soll er sich damals vorgestellt haben. Dem Verein winkten bei einer guten Platzierung 10.000 Euro Prämie. Im Verein hat keiner so recht daran geglaubt, bis das Geld eine Woche nach Meisterschaftsende auf dem Konto war.
Zwei Jahre später war Willi Goldschmidt Präsident und mit ihm kam Geld nach Eltendorf. Außerordentlich viel Geld.
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Gauchos in Eltendorf
Mit Matthias Novak, Michael Kulnik und Joachim Parapatits kamen unter anderem drei Ausnahmekicker in den Süden. Mit Javier Pipino und Mickael Akosta kamen sogar zwei Kicker aus Argentinien ins Südburgenland. Für die Profis wurden Wohnungen am Sportplatzgelände errichtet. Auch ein Kunstrasen und zwei Naturrasenplätze sollten entstehen. Zum Trainingslager ging es auf Mallorca. Fast wäre es zum Kauf eines Mannschaftsbusses gekommen.
Gründung
1947 wird der Sportverein Eltendorf gegründet. Ein Jahr lang spielte man nur auf einer Wiese, ein Jahr später wurde ausgebaut. In den Jahren 1961 und 1962 errichtete man die zweite Kabine im Bezirk Jennersdorf.
Die Landesliga ruft
In der Saison 1987/88 steigt der SVE zum ersten Mal in die Landesliga auf. Bis 1992/93 spielte der Verein in der höchsten burgenländischen Spielklasse.
Einstieg des Gönners
Ex-Spieler Willi Goldschmidt steigt als Sponsor des Vereins ein. Zwei Argentinier (Javier Pipino und Mickael Akosta) schlagen in Eltendorf neben zahlreichen „Stars“ aus der Region auf.
Stadionausbau beginnt
Bis 2014 wird am Sportplatz gearbeitet. Ein Nachbarhaus wird gekauft und dem Erdboden gleich gemacht.
Schnelles Ende
Im Sommer 2020 gibt der Verein bekannt, nicht mehr in der Burgenlandliga antreten zu wollen. Der Sponsor investierte aus privaten Gründen kein Geld mehr.
Das Ende abgewendet
Eine Fusion mit dem Nachbarn aus Heiligenkreuz kommt nicht zustande, der Verein steigt in die letzte Klasse ab.
Goldschmidt heute?
Er ist wieder im Strom-Geschäft auf Indonesien tätig. „Der Willi ist ein Stehaufmanderl“, heißt es aus Eltendorf.
Zusätzlich wurde ein nahestehendes Haus gekauft, abgerissen und am Baugrund gebaut. Rund drei Millionen sollten in die Infrastruktur investiert werden. Doch der sportliche Erfolg blieb vorerst aus. Die Saison endete auf dem dritten Platz der fünften Liga. Für das immense Investment wohl zu wenig. Ein Jahr später war es dann aber so weit und Eltendorf stieg überlegen in die Burgenlandliga auf.

Bilder aus besseren Zeiten: Gönner Willi Goldschmidt war die treibende Kraft hinter dem sportlichen Aufschwung, das gipfelte mit dem Meistertitel in der 2. Liga Süd.
Das Ziel war damals zumindest das Halb-Profitum der Regionalliga Ost. Bis dahin hatte Goldschmidt alles mit seinem Privatvermögen bezahlt. Wenn die Eltendorfer in die zweithöchste Liga aufgestiegen wären, würde noch ein Firmen-Deal winken. Denn dann wäre der Verein im Fernsehen zu sehen gewesen und damit auch die Sponsoren auf den Trikots.
Es sollte nicht beim Fußballverein bleiben. Der Unternehmer sponserte unter anderem Snowboard-Ass Julia Dujmovits und Golfer Bernd Wiesberger. Auch den Golfplatz im steirischen Gillersdorf wollte Goldschmidt kaufen.
Aus der Traum
In der Saison 2019/20 dann die Ernüchterung. Plötzlich blieb das Geld aus privaten Gründen aus. Fast alle Spieler verließen den Verein, der SVE stieg mit nur 15 Punkten wieder ab. Ein Jahr später wollte Goldschmidt den Verein mit dem Nachbarn aus Heiligenkreuz fusionieren. Die Stimmung wandte sich gegen den Mäzen.
„Viele waren natürlich neidisch, sagten, er hätte sein Geld lieber Kindern oder der Feuerwehr geben sollen."
Die Eltendorfer fassten den Beschluss, in der letzten Klasse neu anzufangen – ohne Willi. Innerhalb von rund zwei Wochen wurden knapp 30 Spieler zusammengetrommelt, um den Verein zu erhalten. Einer von ihnen, Stefan Herzenjak, wurde anschließend Kapitän: „Es war eine Herzensangelegenheit.“ Beim ersten Saisonspiel gegen Gerersdorf-Sulz war die Arena gefüllt, auch ohne Stars, jedoch aus einem anderen Grund. Viele kamen, um die ehemalige Startruppe am Boden zu sehen. Doch die einheimischen Kicker gewannen überraschend 2:0.
Herzenjak erzielte das erste Tor: „Jeder kam, um uns verlieren zu sehen und dann gewinnen wir.“
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