Sagartz: Wer ihn im Jänner 2024 zum Parteichef wähle, schicke ihn auch als Spitzenkandidat in die Landtagswahl im Jänner 2025. An der Zustimmung am Parteitag lässt sich dann ablesen, ob die Funktionäre ernsthafte Zweifel an seiner Zugkraft haben. Zuletzt hatte Sagartz 98,8 Prozent der Delegierten hinter sich.
Derlei extra zu betonen hat Hans Peter Doskozil nicht notwendig. Der seit 2020 mit absoluter Mehrheit und zunehmend mit absolutistischer Attitüde regierende SPÖ-Landeshauptmann hat bereits Mitte November per Facebook verkündet, er werde sich „2025 mit großer Demut wieder um dieses Amt bewerben“. Vorausgegangen war dem eine von vielen Umfragen im Auftrag der SPÖ, die Doskozil als Wahlkampflokomotive ausweist.
Demnach käme der seit 2018 bereits sechs Mal am Kehlkopf operierte Politiker bei einer Direktwahl des Landeshauptmannes – die es in ganz Österreich nicht gibt – auf 70 Prozent.
Bei den basisdemokratischen Grünen entscheidet die Landesversammlung erst 2024 über die Spitzenkandidatur, aber an der Kür der neuen Parteichefin Anja Haider-Wallner besteht kaum ein Zweifel. Haider-Wallner hat Regina Petrik in der Partei abgelöst und folgt ihr Mitte 2024 auch im Landtag. Ob sie auch Klubchefin wird, scheint aber noch nicht entschieden, der zweite Grünen-Mandatar Wolfgang Spitzmüller schließt eine Bewerbung nicht aus: „Neues Jahr, neue Chance“, sagte er zum KURIER.
Die FPÖ lässt als einzige der vier Landtagsparteien die Frage nach dem Spitzenkandidaten tatsächlich noch unbeantwortet. Entweder geht Parteichef Alexander Petschnig ins Rennen oder der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer. Die Entscheidung trifft Bundesparteichef Herbert Kickl, dessen Bundes-FPÖ in den Umfragen für die Nationalratswahl im Herbst 2024 klare Nummer eins ist.
Ob Petschnig oder Hofer – beide träten zum ersten Mal ganz vorn an, so wie Sagartz und Haider-Wallner.
Die Frage, die alle umtreibt: Kann die „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“, der 2020 49,9 Prozent der Stimmen für 19 der 36 Mandate reichten, 2025 die absolute Mehrheit wiederholen? Das glückte nur Theodor Kery – mehrmals sogar. Doskozils Vorgänger Hans Niessl gelang das nicht, er verlor 2010 die 2005 eroberte Mehrheit.
Die SPÖ will zwar nur „Persönlichkeitswerte“ von Doskozil abgefragt haben, aber Gerüchte von einer SPÖ jenseits der 50 Prozent halten sich hartnäckig.
Ein vom KURIER befragter Meinungsforscher, der namentlich nicht genannt werden möchte, bezweifelt das entschieden. 2020 habe es „einen Sog Richtung Dosko“ gegeben, mittlerweile gebe es „massive Unzufriedenheit“ bis in die eigenen Reihen. Die SPÖ werde zwar „nicht abstürzen“, aber die Absolute ziemlich sicher verlieren.
Verlieren werde auch die Volkspartei, die es Sebastian Kurz zu verdanken habe, dass 2020 (30,6 Prozent) der Absturz ausgeblieben sei. 2025 werde ein Zweier vor dem schwarzen Balken stehen und der Abstand zur FPÖ „dramatisch verringert“.
Die Blauen würden – besonders mit Hofer – massiv dazugewinnen und ihre 9,8 Prozent beinahe verdoppeln können. Auch für die Grünen sei ein kleines Plus drin.
Die Liste LBL von Manfred Kölly ist 2020 aus dem Landtag geflogen, die Neos haben den Einzug wieder verpasst. Kölly will 2025 wieder antreten, aber "vielleicht nicht als LBL". Offen ist auch noch, ob er an der Spitze steht und wer mit ihm kandidiert. Die Neos wollen grundsätzlich antreten, formal beschlossen ist das laut Auskunft der Bundespartei aber noch nicht.
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