Man könnte meinen, das sei eine tragische Gesundheitskrise. Ist es auch. Aber bevor wir den nächsten Diättrend importieren oder beim Nordic Walking die Marillenpalatschinken aus dem Körper prügeln, lohnt sich ein augenzwinkernder Blick auf unsere wachsende Leibesmitte. Im Burgenland gilt noch, was anderswo längst verloren ging: Essen ist keine Notwendigkeit, sondern eine Lebenshaltung. Wer zum Heurigen geht und nach einem „leichten Salat“ fragt, wird entweder mitleidig angeschaut oder sofort verbannt. Zwischen Speckbrot, Grammelpogatscherln und Kesselgulasch wird nicht gezählt, sondern gefeiert. Und das mit vollem Körpereinsatz.
Schwer in Ordnung
Dabei sind wir in bester Gesellschaft. In Vorarlberg und Tirol – also dort, wo die Menschen schon beim Frühstück auf den Kalorienverbrauch ihrer Bergtour achten – wirkt der Burgenländer mit seiner Brettljause wie ein kulturhistorisches Relikt: ein letztes Bollwerk gegen die Magermilchgesellschaft.
Natürlich ist Übergewicht ein ernstes Problem. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, orthopädische Beschwerden – alles Dinge, die sich nicht mit einem Stamperl Schnaps verdauen lassen. Aber im Land der bodenständigen Deftigkeit hat sich zwischen Knödel und Kaiserschmarren ein Lebensstil eingenistet, der schwer zu verdrängen ist. Wörtlich und bildlich.
Vielleicht bräuchte es nicht nur mehr Bewegung, sondern auch eine PR-Kampagne: „Burgenland – schwer in Ordnung“. Oder ein burgenländisches Fitnessprogramm. Hauptsache, man bewegt sich. Zur Not auch nur vom Esstisch zum Mehlspeisenbuffet.
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