Blaue Dauerbaustelle auch in Burgenlands Gemeinden

Die Mattersburger haben sich viel Geld durch die Lappen gehen lassen. Einen jährlichen Wohntausender, Kinder- und Schulstarthilfe von je 1.000 Euro und die Hälfte des Bürgermeistergehalts hat Hans Tschürtz im Wahlkampf versprochen. Einlösen muss er nichts, nur 15,6 Prozent der Wahlberechtigten votierten am Sonntag für den Ex-Landeshauptmannvize und jetzigen FPÖ-Landtagsklubchef, der als Zugereister mit seiner Liste Tschürtz Vorwärts Mattersburg (TVM) die rote Stadt erobern wollte – mit freundlicher Unterstützung des Boulevards.
Aber Mattersburg ist jetzt noch röter als zuvor. Auch dank Stimmen g‘standener Freiheitlicher. TVM „klingt wie eine Zugbezeichnung“, ätzte ein Blauer auf Facebook.
Auch in Loipersbach scheiterte der Angriff einer aus FPÖ und ÖVP gebildeten Liste (GfL) auf eine rote Hochburg. GfL-Frontfrau Sabrina Neusteurer (FPÖ) wird zumindest Vizebürgermeisterin.
Dabei gehören diese beiden gescheiterten Experimente noch zum Besten, was die FPÖ diesmal in den Gemeinden zu bieten hatte.
Fast halbiert
Bei den Gemeinderatswahlen sackte die Landtagspartei von 6,3 auf 3,5 Prozent der Stimmen ab, bei den Bürgermeisterwahlen von 4,3 auf 2,3 Prozent. Der letzte blaue Bürgermeister war der Deutschkreutzer Manfred Kölly, ehe er 2007 ausgeschlossen wurde, eine Liste gründete und bis 2021 Bürgermeister blieb.
„Einfach weiter zu machen wie bisher, das geht sicher nicht“, sieht FPÖ-Landesobmann Alexander Petschnig nach dem ernüchternden Ergebnis bei den Kommunalwahlen Änderungsbedarf.
Man will sich aber „ein paar Tage Zeit lassen“ und die Bundespräsidentenwahl am Sonntag abwarten. Petschnigs Analyse: Der größte Teil der Verluste resultiere aus dem Nichtantreten in Gemeinden, in denen die FPÖ früher präsent war. Die Suche nach geeigneten Kandidaten, deren Schulung und Begleitung seien deshalb vordringlich. Das wie bisher allein den Bezirken zu überlassen, sei „nicht mehr zeitgemäß“, die Landespartei müsse sich stärker darum kümmern.
Dass die Turbulenzen seit 2020 mit Obmannwechsel und einer Reihe von Parteiausschlüssen mit ein Auslöser für das schlechte Wahlergebnis seien, glaubt Petschnig übrigens nicht.
Ganz anders sieht das Ex-Klubchef Géza Molnár, einer der Ausgeschlossenen. Das Wahlergebnis sei „eine der größten Niederlagen, überhaupt in Zeiten großartiger Umfragewerte auf Bundesebene und den allermeisten Bundesländern“. Die Gründe, so der freie Landtagsmandatar Molnár an die Adresse der Landespartei, seien im „eigenen Verantwortungs- und Wirkungsbereich zu suchen“.
Langhans nimmt Hut
Für Molnár war die Wahl am Sonntag auch der Abschied aus dem Eisenstädter Gemeinderat, dem er seit 15 Jahren angehört hat. Ohne ihn verlor die FPÖ zwei ihrer bisherigen drei Mandate und den Klubstatus. Seinen „ehemaligen Weggefährten“ wünscht der 38-jährige Molnár „eine Führung, die sich die Basis zum Vorbild nimmt (...), die selbstlos und integer kämpft (...) und das Dritte Lager nicht endgültig zum nepotistischen Wahlverein verkommen lässt“. Und zum Schluss: „Macht weiter, das Burgenland braucht Euch!“
Das klingt mehr nach Durchhalteparole als Abschied. Im Gemeinderat ist Molnár nicht mehr, im Landtag bleibt er bis zur Wahl 2025. Für die Zeit danach hat er „noch keinen konkreten Plan“, sagt er zum KURIER.
Einen Entschluss gefasst hat am Dienstag Molnárs Vertrauter Konstantin Langhans (27), bis Sonntag FPÖ-Klubchef im Eisenstädter Gemeinderat und mit seinem Mentor eine der raren blauen Zukunftshoffnungen. Er werde seine politische Arbeit ruhend stellen, bleibe aber einfaches Parteimitglied, sagt Langhans, der als Listenzweiter nicht in den Gemeinderat kommt. Die Lage der Blauen in Eisenstadt? „Bei der letzten Wahl hatten wir 40 Kandidaten auf der Liste, diesmal 15“.
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