Die TU Wien hat mit ihrer neuartigen „Pneumatic Wedge Methode“ eine formschöne Bauweise entwickelt, die ohne klassische Schalungen auskommt – und nun erstmals für einen multimedialen Ausstellungsraum eingesetzt wird.
Masterplan Archäologie wird umgesetzt
Der am Ende acht Meter hohe und 20 Meter breite Schauraum ist Herzstück eines laufenden Archäologieprojekts in Schandorf, vom Land zusammengefasst unter dem Titel „Masterplan Archäologie“. Gerade die Gegend rund um Schandorf birgt mit den Hügelgräbern reiche archäologische Schätze. 285 dieser Grabhügel im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet sind bekannt, 230 davon liegen auf burgenländischer Seite. In Summe könnten es sogar über 400 sein.
Das Hügelgräberfeld wurde im Rahmen des Interreg-Projekts „Archeon“ eingehend erforscht und bildet die Grundlage für die moderne Präsentation dieser einzigartigen Stätte. Diese wird im Zeichen der Älteren Eisenzeit und der Hallstattkultur stehen und die archäologischen Schätze der Region in überregionale und kulturperiodenübergreifende Zusammenhänge stellen. Damit soll Wissen vermittelt und Touristen angezogen werden.
Blasen statt bauen
Voraussetzung dafür ist der multimediale Ausstellungsraum, untergebracht in einer riesigen Kuppel aus Beton. Zunächst wurde ein Betonfundament hergestellt und ein Hebekissen unter die Betonplatten verlegt. Am Montag folgte dann der spannendste Teil der „Pneumatic Wedge Methode“ der TU Wien unter der Leitung von Benjamin Kromoser.
Das Betonfundament besteht aus mehreren Segmenten, wobei keilförmige Stücke ausgespart werden, um die spätere Krümmung zu ermöglichen. Nach dem Aushärten wird unter der Platte ein luftdichter Kunststoffkörper aufgepumpt. Gleichzeitig zieht ein umlaufendes Stahlseil den Beton außen zusammen.
„Während sich der Beton verbiegt, entstehen unzählige kleine Risse – doch für die Stabilität der Schale ist das kein Problem“, heißt es von der TU. „Wenn die Form stimmt, hält jeder Stein den anderen fest und die Konstruktion hält.“
Kuppeln mit einem Durchmesser von bis zu 50 Metern seien mit der Technik ohne Weiteres möglich. Schwieriger seien lediglich sehr enge Krümmungen, die aber ebenfalls getestet wurden. Lokale Radien von drei Metern lassen sich realisieren. Das Verfahren wurde bereits patentiert.
Mit acht Metern Höhe und 20 Metern Breite zählt das Projekt in Schandorf zu den mittelgroßen Projekten der TU Wien. Die Verantwortlichen der Region und des Landes sehen im multimedialen Schauraum großes Potenzial – einerseits, um mehr Gäste ins Südburgenland zu bringen, andererseits in der Vermittlung von Wissen über die Geschichte der Region.
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