Kurort Tatzmannsdorf: Wunsch nach more vom Moor

Bad Tatzmannsdorf ist die bedeutendste Tourismusgemeinde des Landes. 516.458 Übernachtungen wurden im Vorjahr in der 1.700-Einwohner-Gemeinde registriert, fast ein Sechstel aller Nächtigungen im Burgenland. Podersdorf folgt mit 407.000. Bad Sauerbrunn, zweiter Kurort im Land, zählte 114.247.
Was Bad Tatzmannsdorf von anderen Thermenorten wie Stegersbach, Lutzmannsburg oder Frauenkirchen unterscheidet? Hier können Touristen und Kurgäste gleichermaßen entspannen. Dass Tatzmannsdorf gleich über drei anerkannte Heilvorkommen verfügt, ist auch bundesweit eine Besonderheit.
Während das Thermalwasser erst 1988 erschlossen wurde und das kohlensäurehaltige Heilwasser zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für Trinkkuren bereits 1621 urkundliche Erwähnung fand, liegen die Moorpackungen chronologisch dazwischen.
More vom Moor
Um diese seit mehr als 100 Jahren gängigen Moorbehandlungen ist aktuell eine Debatte entstanden. Private Hotels, so lautet die Kritik, könnten ihre Gäste nicht im gewünschten Maß mit Moorpackungen versorgen.
Eigentümer der schwarzen Erde ist die landeseigene Kurbad Tatzmannsdorf GmbH, die u. a. die Hotels Reduce Thermal und Vital sowie Kurhäuser betreibt. Die Kurbad GmbH würde bevorzugt eigene Gäste versorgen und habe für „Fremdbucher“ oft nur unattraktive Tagesrandzeiten übrig, sagt ein Hotelier, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Stefan Laimer (ÖVP), Bürgermeister Tatzmannsdorf: „Wir haben frühzeitig darauf reagiert, dass es weniger Geld gibt, und kompensieren den Rückgang zum Teil.“
Das sei „ein Wettbewerbsnachteil“, sagt er, zumal die drei Heilvorkommen fast ein Alleinstellungsmerkmal für Bad Tatzmannsdorf sind. Gesundheits- und Wellnessurlaube könne man fast überall verbringen, drei Heilmittel seien ein touristischer Schatz, der viel stärker zum Glänzen gebracht werden müsste.
700.000 Behandlungen
Dass Private zu kurz kämen, weist Kurbad-Geschäftsführer Andreas Leitner zurück. Man kooperiere mit privaten Hotels und deren Gäste seien „herzlich willkommen“. Allerdings müssten die Termine „rechtzeitig“ gebucht werden, denn im Vorjahr seien von den 700.000 Behandlungen rund 100.000 je zur Hälfte auf Moorpackungen und Kohlensäurebäder entfallen.

Andreas Leitner, Kurbad-Geschäftsführer: „Gäste privater Hotels sind sehr willkommen. Moorbehandlungen müssen aber rechtzeitig gebucht werden.“
Jährlich werden rund 1.500 Kubikmeter Torf im eigenen Moorfeld in der Nähe des Kurorts gestochen – und nach der Nutzung wieder zurückgebracht. 15 bis 20 Jahre beträgt die Regenerationszeit fürs Moor. „Wir hegen und pflegen unser Moorfeld“, sagt Leitner, der seit 2020 an der Spitze des Landesunternehmens steht. Für die Kurbad-Hotels sei 2024 im übrigen „ein sehr starkes Jahr“ gewesen und 2025 laufe „bis jetzt hervorragend“.
Örtlicher Tourismusverband
Besonders am Kurort ist auch, dass mit Kurfonds und Kurkommission quasi noch ein örtlicher Tourismusverband besteht (seit einer Änderung des Tourismusgesetzes gibt‘s landesweit nur noch drei regionale Verbände).
Aber dem Kurfonds stehen jetzt deutlich weniger Mittel zur Verfügung. Von der Ortstaxe (2,50 Euro pro Urlauber und Tag) gehen 80 Prozent an den Burgenland Tourismus, 20 Prozent an die Gemeinde. Von der Kurtaxe (ebenfalls 2,50 Euro) bleiben dem Fonds 60 Prozent. Unterm Strich muss er mit rund 750.000 Euro auskommen, vor einigen Jahren waren es 1,6 Millionen Euro. Wie das geht? Man habe frühzeitig auf die Änderung reagiert und Leistungen des Kurfonds „angepasst“, sagt Stefan Laimer, Bad Tatzmannsdorfs ÖVP-Ortschef und Kurkommissionsleiter. Und: Die Gemeinde kompensiere einen Teil der Lücke.
Kommentare