Der von Listen-Bürgermeister Gerhard Hutter regierte Kurort Bad Sauerbrunn, mit 235 Hektar kleinste Gemeinde im Bezirk Mattersburg, möchte auf Kosten seiner viel größeren Nachbarn wachsen. Eingemeindet werden sollen nicht nur Straßenzüge, die ohnehin schon zum Ortsverband von Sauerbrunn gehören, aber auf dem Hotter von Pöttsching oder Wiesen liegen, sondern auch Keltenberg und Römersee, zwei Wohn- und Feriensiedlungen außerhalb. Die Kinder von dort würden im Kurort Kindergarten und Schule besuchen, Erwachsene hier ihren gesellschaftlichen Lebensmittelpunkt haben, meint Hutter. Wobei: Für Kindergarten- und Schulbesuch zahlen Wiesen und Pöttsching ohnehin: Insgesamt 300.000 Euro hat Sauerbrunn den beiden Gemeinden jüngst vorgeschrieben.
Von Plebiszit überrascht
Es gehe Hutter mit der angestrebten Gebietserweiterung nur darum, seine „herunter gewirtschaftete“ Gemeinde zu sanieren, ätzt der Wiesener ÖVP-Bürgermeister Matthias Weghofer. Für die rund 500 Einwohner am Keltenberg („Wiesen Nord“) bekomme Wiesen jährlich mehr als 300.000 Euro an Ertragsanteilen.
Während Weghofer und Hutter einander nichts mehr schenken, hält sich Pöttschings SPÖ-Bürgermeister Martin Mitteregger heraus – in der Sache sieht er aber wie Weghofer keinen Änderungsbedarf. Er sei seit sieben Jahren Ortschef, so Mitteregger, aber Hutter habe in der Causa nie das Gespräch mit ihm gesucht.
Von der Volksbefragung nichts gewusst
Apropos Gespräch: Weder Weghofer noch Mitteregger waren informiert, dass die Landesregierung eine Volksbefragung plant. Von Wiesen wurde ein Anwalt eingeschaltet, Mitteregger will sich „um einen raschen Termin“ bei SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bemühen.
Was halten die drei Bürgermeister von einem Plebiszit in dieser Sache? Hutter, der auf einem Ticket der SPÖ im Landtag sitzt, ist damit einverstanden, will aber nur die unmittelbar betroffenen rund 1.600 Bewohner befragen. Weghofer und Mitteregger pochen darauf, alle Gemeindebürger einzubinden, weil eine Änderung weitreichende Folgen für die gesamte Gemeinde hätte – vom Budget bis zur Zahl der Gemeinderäte. „Es kann nicht sein, nur drei Straßenzüge rauszunehmen und abstimmen zu lassen“, sagt Weghofer. Mitteregger befürchtet einen „Flächenbrand“, weil ähnliche Konflikte in anderen Kommunen heraufbeschworen werden könnten.
Hutter rechnet mit einer Volksbefragung 2026. Bei der Bürgermeisterwahl ein Jahr später will er nicht mehr antreten.
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