Es war ein folgenschweres Badewochenende, das Thomas Andreas Beck und seine Frau Devi Saha vor einem halben Jahrzehnt in Breitenbrunn verbracht haben. Da sind sie auf dem Weg zum Haus eines Freundes an einem Grundstück mit einem Bungalow vorbeigekommen, davor ein Schild mit der Aufschrift: „Zu verkaufen“.
„Devi und ich haben in der Sekunde gewusst, dass das zu uns passt. Ein paar Tage später hatte ich Schulden, aber ein Haus“, erzählt Beck lachend im Gespräch mit dem KURIER. Für das Künstlerpaar aus Wien – Devi Saha ist Kostümbildnerin – hat sich die Entscheidung als goldrichtig entpuppt. „Es hat gekribbelt, das Herz hat gebrannt. Und das Gefühl hat sich bestätigt“, sagt der „kulturell gut integrierte Zuagraste“, wie sich Beck selbstironisch bezeichnet.
Die Wurzeln des heute 55-Jährigen liegen im Gemeindebau des Wiener Arbeiterbezirks Favoriten. Hier hat er mit seinen Freunden Banden gegründet, in der Schule den vorlauten Klassensprecher gegeben und im Alter von 14 Jahren, im jugendlichen Liebeskummer, sein erstes Lied geschrieben. Die Gitarrengriffe hat er sich mit einem Wolfgang-Ambros-Liederbuch beigebracht.
„Ich habe gemerkt, da gibt es eine Möglichkeit, meine Gedanken künstlerisch auszudrücken und dass es mir taugt, aber auch den anderen taugt’s“, erinnert sich Beck gute 40Jahre später. Noch zu Schulzeiten wurde die erste Band gegründet – mit Thomas Mora, dem späteren Bassisten von Georg Danzer.
Mit dem Liederschreiben sollte Thomas Beck nie wieder aufhören. Und auch die musikalische Prägung durch Austropop-Größen wie Ambros oder Hansi Lang ist bis heute herauszuhören. „Ich habe einen Hang zum Melancholischen, lustige Lieder machen mich traurig. Ich weiß eh nicht wie das zusammenpasst, ich bin ein humorvoller Mensch, aber ein ernsthafter Künstler“, beschreibt Beck sich selbst.
Die melancholischen Töne sind auch auf dem neuesten Werk des Mittfünfzigers stark ausgeprägt. Es trägt den Titel „Ernst“ – womit nicht das Adjektiv, sondern der Name gemeint ist, eine Hommage an Becks Mentor Ernst Gehmacher. Mit dem Sozialwissenschafter verband ihn eine väterliche Freundschaft. Gehmacher hat vier Wiener Bürgermeister beraten; ihm sei unter anderem zu verdanken, dass die Donauinsel heute nicht nur als Hochwasserschutzbau, sondern auch als Naherholungsgebiet diene, wie Beck schmunzelnd erzählt: „Eigentlich sollte sie Ernst- Gehmacher-Insel heißen.“
➤ Mehr Lesen: „The Voice Kids“- Finalist Benjamin Gedeon: Popstar aus Halbturn
2021 verstarb Gehmacher 94-jährig. Sein 40 Jahre jüngerer Künstlerfreund hat ihm ein musikalisches Denkmal geschaffen: „Den Text zum Lied ‚Ernst‘ habe ich in den Minuten, nachdem ich von seinem Tod erfahren habe, auf der Schreibmaschine geschrieben. Für mich war unsere Beziehung das schönste Beispiel für eine generationsübergreifende Freundschaft. Ich vermisse ihn wirklich sehr“, erläutert der Musiker.
Wenn er sich nicht gerade ganz persönlichen Themen widmet, dann werden Becks Texte auch gerne (gesellschafts-)politisch. „Meine Frau hat es einmal schön definiert: ‚Du beschäftigst dich mit den in Österreich leidenschaftlich verdrängten Themen‘“, sagt der 55-Jährige lächelnd.
Wirtschaftskünstler
Mit schwierigen Themen beschäftigt er sich auch in seinem Brotberuf als selbstständiger „Künstler in der Wirtschaft“, wie er es bezeichnet. Am ehesten passt wohl die Berufsbezeichnung Coach. Beck: „Ich traue mir komplizierte Beziehungen zu und bin bekannt dafür, Dinge beim Namen zu nennen. Mir ist da ein ganz gutes Künstler-Lebensmodell gelungen.“
Aktuell widmet sich Thomas Andreas Beck den von ihm organisierten Festivals. Dazu gehört das „Lake Sound“ in Breitenbrunn ebenso wie der Weinsommer Gumpoldskirchen, der von 12. bis 20. August stattfindet.
Bevor er neue künstlerische Projekte in Angriff nimmt, steht aber erstmal Urlaub auf dem Programm: Zumindest einen Monat will Beck auf Kreta verbringen. An Inspirationsquellen mangelt es an der Ägäis bekanntlich nicht, Stichwort: „Irgendwann bleib i dann dort“. Seine Reiseschreibmaschine hat Beckjedenfalls immer dabei.
Kommentare