19. Oktober 1925: Eisenstadt ist seit 36.525 Tagen Landeshauptstadt

Der burgenländische Landtag in Eisenstadt.
Eine Nacht- und Nebelaktion, politische Taktik und überzeugende Schlagzeilen entschieden 1925 das Rennen um die Hauptstadt.

Am 19. Oktober 1925, also heute vor 100 Jahren, wurde der endgültige Schlussstrich unter die Causa Landeshauptstadt gezogen. Denn am 19. Oktober 1925 erfolgte die Erhebung durch den burgenländischen Landtag, die Entscheidung dafür war bereits am 30. April 1925 getroffen worden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der Monarchie wurden die Grenzen neu gezogen. Laut den Verträgen von St. Germain und Trianon sollte im westungarischen Raum ein neues österreichisches Bundesland entstehen, dessen Hauptstadt Ödenburg (Sopron) werden sollte.

Doch nach einer umstrittenen Volksabstimmung im Dezember 1921 entschied sich die Mehrheit für den Verbleib bei Ungarn – das Burgenland verlor damit seine einzige größere Stadt. Für Eisenstadt war das die historische Chance.

Drei Konkurrenten

Nun begann das Ringen um die neue Hauptstadt. Drei Orte bewarben sich: Bad Sauerbrunn, Pinkafeld und Eisenstadt. Jede Gemeinde kämpfte mit Argumenten um den Zuschlag. Unterstützung erhielt Eisenstadt von Rust, wo man 1924 betonte, die Stadt sei aufgrund ihrer Lage, Infrastruktur und Bevölkerung die beste Wahl.

Großes Engagement zeigte auch Aemilian Necesany, Stadtkommissär und später Bürgermeister, der 1924 die Eingemeindung von Schlossgrund vorantrieb, um die Einwohnerzahl zu erhöhen. Nach seiner Wahlniederlage übernahm Paul Koller das Amt – ein Mann, der mit taktischem Geschick die Wende brachte.

Als sich kurz vor der Abstimmung abzeichnete, dass Eisenstadt kaum Chancen hatte, organisierte Koller in einer Nacht- und Nebelaktion eine Pressefahrt aus Wien. Nach tagelangem Regen versanken viele Straßen im Schlamm – nur Eisenstadt konnte mit gepflasterten Straßen, dem Landtag in der Kaserne und einem festlich geschmückten Rathaus punkten. Die Presse war beeindruckt, die Schlagzeilen eindeutig.

Am 30. April 1925 stimmte der Landtag geheim ab – und entschied sich für Eisenstadt. Der Sitz der Landesregierung wurde von Bad Sauerbrunn hierher verlegt, Landtag und Regierung waren an einem Ort vereint. Der Begriff „Landeshauptstadt“ fand 1965 Eingang ins Stadtrecht und 1981 in die Landesverfassung.

Der morgige 20. Oktober – 36.525 Tage sind seit der Erhebung vergangen – markiert also den ersten Tag, an dem sich die Eisenstädter vor 100 Jahren erstmals wirklich als „Landeshauptstädter“ fühlen dürfen.

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