Wissen/Wissenschaft

Mangel an Lebensraum begrenzt Berggorilla-Bestände

Berggorillas geht es verhältnismäßig gut. Im Gegensatz zu anderen Menschenaffen erholt sich ihr Bestand seit den 1980er-Jahren kontinuierlich. Sie gelten als Positiv-Beispiel für Artenschutzmaßnahmen. Doch inzwischen wächst die Population weniger stark als es möglich wäre.

Begrenzter Lebensraum

Die größere Dichte an Berggorillas in Ostafrika hat ein verringertes Wachstum des Bestands zur Folge. "Die Virunga-Gorilla-Population hat sich seit fast 40 Jahren vergrößert, ihr Lebensraum aber nicht", erklärt Studien-Mitautor Damien Caillaud.

Gewalttätiger Kontakt

Mit steigender Zahl kommen die einzelnen Gruppen öfter in Kontakt; und dieser Kontakt sei oftmals gewalttätig, erläutern die Forscher im Fachjournal "Science Advances". In der Folge ist zwischen 2000 und 2017 die Sterblichkeitsrate unter den Jungtieren stark gestiegen und die jährliche Wachstumsrate des Bestands um etwa die Hälfte gesunken.

Aufteilung in Gruppen

Die Wissenschaftler des Dian Fossey Gorilla Fund und der University of California hatten Daten zur Entwicklung einer Berggorilla-Population im Virunga-Massiv an der Grenze von Ruanda, Uganda und dem Kongo aus fünf Jahrzehnten analysiert. Demnach spalteten sich die ursprünglichen Gruppen mehrfach, wenn jüngere Silberrücken - erwachsene männliche Gorillas - begannen, die älteren Anführer herauszufordern.

Aus drei Gruppen im Jahr 2006 seien elf kleinere im selben Gebiet geworden, schreiben die Forscher. Während eine durchschnittliche Gorillagruppe zehn Individuen zähle, hätten in den drei ursprünglichen Verbänden 25 bis 65 Gorillas gelebt, darunter bis zu acht Silberrücken.

In andere Gegenden ausweichen könnten neu entstehende Gruppen nicht, weil diese landwirtschaftlich genutzt oder von anderen Gorilla-Gruppen bewohnt werden. Für so viele Gruppen sei das Gebiet aber zu klein. Während Auseinandersetzungen zwischen Gruppen vor 2007 selten gewesen seien, komme es nun so häufig dazu, dass sie kaum noch zu dokumentieren seien, sagt Winnie Eckardt vom Dian Fossey Gorilla Fund.

Anzahl der Gruppen problematisch

"Wegen der ungewöhnlich hohen Dichte an Gorillas befürchten Wissenschaftler, dass die Aggression zwischen den Gruppen und der Stress das Wohl der Tiere signifikant beeinträchtigen wird", sagte Caillaud. Entscheidend sei dabei stärker die Dichte der Gruppen in einem Gebiet, nicht die Zahl der Tiere in einer Gruppe. Hundert Gorillas, die in drei Gruppen leben, benötigten wahrscheinlich weniger Raum als hundert Gorillas, die in zehn Gruppen leben.

Auch Wilderei gefährdet Tiere

Der Virunga-Bestand umfasst derzeit insgesamt etwa 600 Tiere - in den frühen 1980er-Jahren hatte es in dem lediglich 430 Quadratkilometer großen Waldgebiet geschätzt nur noch etwa 250 Berggorillas gegeben. Weltweit gibt es der Naturschutzunion IUCN zufolge etwas mehr als 1.000 Berggorillas. Sie leben in nur zwei Gebieten in Ostafrika: im Virunga-Massiv und der Region Bwindi-Sarambwe. Die Tiere waren und sind vor allem durch Wilderei bedroht.