"Omikron keine Welle, eher eine Wand": Klimek will "Maßnahmen überdenken"
Für Peter Klimek, Komplexitätsforscher von der MedUni Wien, ist das, was jetzt bereits auf uns zukommt - so verdreifachten sich etwa in Wien die Omikron-Fälle in nur vier Tagen auf 266 - eine "Pandemie 2.0".
Zwei Unterschiede im Vergleich zu den letzten Erkrankungswellen seien entscheidend: Zum einen hat sich durch Impfungen und Infektionen ein Immunschutz in der Bevölkerung aufgebaut. Mit einem hohen Anteil an Hospitalisierungen sei daher nicht unbedingt zu rechnen, zitierte ihn am Dienstag das Ö1-Mittagsjournal.
Schutz der kritischen Infrastruktur
Anders das Bild, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Hier dürfte sich Omikron nach bisherigen Daten zwei- bis dreimal so schnell verbreiten als die bisher dominante Delta-Variante. Das Corona-Prognosekonsortium rechnet bereits für Anfang Jänner damit, dass der bisherige Rekord an Neuinfektionen von fast 16.000 in Österreich eingestellt wird. Und das wird sich natürlich auch in den Krankenstatistiken niederschlagen.
"Wenn die Welle kommt, müssen wir hier fast von einer Wand sprechen, die auf uns zukommt. Wenn wir in diese Welle reingehen, dann ist sie da, dann können wir das auch nicht weiter hinauszögern", sagte Klimek dazu am Dienstag. "Und dann werden andere Fragestellungen relevant, wie die Frage nach der kritischen Infrastruktur".
Klimek geht davon aus, "dass man Adaptierungen vornehmen muss in Bereichen, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft relevant sind."
Arbeiten trotz Infektion?
Momentan gelten bei einer Omikron-Infektion zehn Tage Quarantäne plus eine Option aufs Freitesten nach fünf Tagen. Aber wenn die Infektionszahlen durch die Decke gehen, ist der Betrieb von Krankenhäusern oder Supermärkten in Gefahr. Dann stelle sich die Kosten-Nutzen-Rechnung ganz anders dar. "Da wird es dann auch die Situation geben müssen, dass eine Person trotz Corona-Infektion arbeiten geht in Österreich", sagt Klimek.
Bundesrettungskommandant Gerry Foitik rechnet damit, dass in der kommenden Omikron-Welle bis zu einem Drittel der Beschäftigten ausfällt.
Laut Kleiner Zeitung wurden in den Stäben bereits erste Szenarien durchgespielt. Sollten bei einer Supermarktkette etwa ein Drittel der Angestellten in Krankenstand gehen, könnten sich die Betreiber etwa veranlasst sehen, das Personal zusammenzuziehen und jede dritte Filiale vorübergehend zu schließen.
Dass die fünfte Welle steil nach oben schnellen wird, könnte laut Klimek auch einen positiven Effekt haben. "Je höher die Welle ist, desto kürzer dauert sie normalerweise auch."
Daher könnte es diesmal sogar besser sein, die Welle durch Maßnahmen nicht abzuflachen.
Klimek ist damit auf einer Linie wie auch der Expertenrat der deutschen Bundesregierung, der am Montag vor allem vor den Folgen, die die bevorstehende Omikron-Welle auf Unternehmen der kritischen Infrastruktur haben könnte, warnte. Wenn sich die Ausbreitung weiter in dieser Geschwindigkeit fortsetzt, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt oder in Quarantäne, hieß es. Neben dem Gesundheitssystem wäre auch die kritische Infrastruktur "extrem belastet".
Unternehmen treffen Vorbereitungen
In Österreich hat deshalb etwa bereits der Stromkonzern Verbund auf eine strikte Trennung der in mehrere Teams aufgeteilten Mannschaft gesetzt. Vor allem in den Kraftwerken soll eine Aufteilung in Kleingruppen eine Clusterbildung vermeiden. Wo Homeoffice nicht möglich ist, gelte eine FFP2-Maskenpflicht. Neben den Impfungen und Tests werde an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter appelliert, auch im privaten Bereich vorsichtig zu sein. Eine Empfehlung, über die Feiertage öffentliche Verkehrsmittel, Reisen oder Verwandtschaftsbesuche zu vermeiden, gibt es nicht.
Seitens des im Innenministerium angesiedelten Staatlichen Krisen-und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) gibt es für Unternehmen der kritischen Infrastruktur derzeit noch keine Omikron-spezifischen Handlungsempfehlungen. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, die Lage bezüglich der kritischen Infrastruktur werde genauestens analysiert. Derzeit erfolge eine inhaltliche Bewertung durch die neue gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination namens "GECKO".