Wissen/Gesundheit

Molekularbiologe Wagner will zuwarten bei weiteren Öffnungen

Laut dem Molekularbiologen Michael Wagner habe man es in Österreich aktuell mit der „unklarsten Situation“ seit Langem zu tun. Eine belastbare Prognose zum Infektionsgeschehen in Österreich in den kommenden Wochen könne vermutlich momentan niemand abgeben. Wagner meinte: "Österreich macht hier gerade ein großes Experiment."

Bei der Vielzahl an Tests, die nun nahezu täglich durchgeführt werden, wisse man etwa nicht, ob sie im selben Umfang von Bevölkerungsgruppen wahrgenommen werden, in denen tendenziell das meiste Infektionsgeschehen zu erwarten wäre. Dass nun viel getestet wird, begrüßt der Forscher. Wie viele asymptomatisch Infizierte die verschiedenen Schnelltests identifizieren, sei ebenso nur schwer abzuschätzen.

Viele Faktoren

Neben den Tests gebe es aber auch andere Faktoren, die abzuwarten bleiben. Im Frühling und im Sommer sei bei Erkältungsviren traditionell ein Abfall der Zahlen zu erwarten- Ob die wärmeren Temperaturen auch die Ausbreitung von Sars-CoV 2 eindämmen können, hängt aber von vielen Faktoren ab, so Wagner: "Das wird uns aber helfen, während uns die ansteckenderen Varianten schaden werden. Die Öffnungen machen uns natürlich Probleme, der Effekt der Tests ist schwer zu bewerten, die Impfungen werden in den Altersheimen langsam zu helfen beginnen und die FFP2-Masken werden auch nicht von allen richtig getragen", so Wagner: "Eine unglaublich komplizierte Situation", in der man danach trachten müsse, nicht die Kontrolle zu verlieren.

Aus diesen Gründen sehe er weitere Öffnungen, über die am kommenden Montag (1. März) beraten werden soll, mit sehr vielen Fragezeichen behaftet: "Ich würde auf keinen Fall weitere Öffnungen machen, bis sich das alles stabilisiert hat. Aufgrund der ansteckenderen Varianten kann die Situation schneller als bisher eskalieren", betonte Wagner. Zuerst gelte es zu klären, wohin der Trend seit den Öffnungen im Handel und an Schulen tatsächlich geht. Dass das gerade so schwer zu bewerten ist, zeige erneut, dass die Datenlage hierzulande vielfach immer noch zu dürftig sei.

Dunkelzifferstudien

Wagner empfiehlt regelmäßige Überprüfungen der Gesamtsituation mittels "Dunkelzifferstudien". Dabei soll einerseits das Auftreten des Virus erfasst werden. Aber auch nach einer Infektion gebildete Antikörper oder das Auftreten der Virus-Varianten abseits der Stichproben sollten darin beleuchtet werden, so Wagner. Die letzte derartige Erhebung wurde im Dezember präsentiert. Dass derartiges nicht, wie etwa in Großbritannien, alle paar Wochen durchgeführt wird, "ist nach einem Jahr Pandemie schade".