Abgeordneter Reimon hat Long Covid: "Monatelang nichts bemerkt"
"Also: Ich habe Long Covid und es ist schwierig", begann der Abgeordnete Michel Reimon am Sonntag sein Facebook-Posting. Vor einem Monat sei das Syndrom bei ihm erkannt worden, nachdem er monatelang unter Symptomen gelitten hatte."Ich war oft müde und hatte starke Leistungsschwankungen. Ein paar Tage Vollgas, ein paar Tage kaputt... es ist ein anstrengender Job, also hab ich mich nicht gleich zu sehr gewundert."
An Corona dachte der Politiker nicht, er sei schließlich nie bewusst krank gewesen. Nach stark erschöpfenden Phasen kamen wieder bessere. Ende Jänner folgte ein epileptischer Anfall: "Der erste in meinem Leben. Ich hatte mich dabei leicht verletzt, daher das Blut, sonst alles ok. Ich kam in eine Klinik und wurde drei Tage untersucht, aber man fand nichts. Es ging mir rein körperlich gleich wieder besser."
Seit April weiß Reimon, dass er unter Long Covid leidet. Nach einem zweiten epileptischen Anfall empfahl ihm eine Freundin, eine klinische Psychologin, einen Antikörpertest - der positiv ausfiel. Er muss zwischen vergangenen Sommer und Spätherbst infiziert gewesen sein, schreibt der Politiker, der regelmäßig testen war und nie Symptome einer Erkrankung gezeigt hatte.
"Suchen Weg durch den Nebel"
"Ich schreibe das auch in dieser Ausführlichkeit, um eventuell Betroffene in der selben Situation aufmerksam zu machen. Dass alle eure Nasen-Rachen-Tests negativ waren, heißt nur, dass ihr zu diesen Zeitpunkten das Virus nicht hattet und niemanden anstecken konntet. Es heißt nicht, dass ihr es nie hattet. Wenn ihr im Zweifel seid, macht einen Test. Ach was, ich war ja gar nicht im Zweifel. Macht lieber auf jeden Fall einen", so Reimon.
Laut internationalen Studien leiden zehn Prozent der Unter-65-Jährigen und 20 Prozent der Über-65-Jährigen an Long Covid. Dieses kann sich nicht nur durch die Einschränkung der Lungenfunktion und dauerhafte Müdigkeit zeigen, sondern wie bei Reimon auch durch eine neurologische Entzündung, die zu epileptischen Anfällen führte.
Reimon: "Ich schreibe das so ausführlich, weil es ein politisches Problem ist. Wenn wir auf mehr als 100.000 Long Covid-Fälle zusteuern, ist die Pandemie noch nicht besiegt, wenn die Infektionszahlen gering sind." Er danke Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein dafür, dass dieser so dahinter sei, eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema einzurichten. Schwerpunkt werde die Diagnose von Long Covid sein. "Long Covid wird uns noch lange beschäftigen. Wenn euch an euch oder euren Lieben etwas seltsam vorkommt, macht im Zweifelsfall einen Antikörpertest und redet mit ÄrztInnen. Es ist medizinisch noch so viel unklar, wir suchen erst den Weg durch den Nebel. Wir müssen das politisch gemeinsam tun, aber es schadet nicht, wenn man gleichzeitig auch auf sich selbst schaut."