Wissen/Gesundheit

Ambulante Therapie bei Darmkrebspatienten zeigt gute Erfolge

Krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten, häufiger Stuhldrang, Blässe, Leistungsabfall, tastbare Verhärtungen im Bauchraum und vergrößerte Lymphknoten: All diese Symptome können auf einen bösartigen Tumor im Darm hinweisen. Alljährlich erkranken in Österreich etwa 4.500 Menschen an Darmkrebs. Nun gibt eine weltweite Studie Patienten Hoffnung. Denn eine neue Behandlungsmethode bei metastasiertem Darmkrebs verbessert das Überleben und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich.
Der neue Behandlungsstandard sieht eine Kombination einer zielgerichteten Therapie mit einer oralen Chemotherapie vor und soll sehr bald österreichischen Patientinnen und Patienten zugutekommen, informierte die an der Studie beteiligte MedUni Wien in einer Aussendung. Bei der Studie handelte es sich um eine globale, prospektive, randomisierte Phase-III-Studie, die weltweit rund 500 vorbehandelte Patienten eingeschlossen hat und unter Gestaltung von Gerald Prager von der Universitätsklinik für Innere Medizin aufgesetzt und unter anderem an mehreren Zentren in Österreich durchgeführt wurde.

Hoffnung für ein Viertel der Betroffenen

Bei jährlich rund 1.200 bis 1.400 von rund 4.500 erkrankten Menschen in Österreich kommt es durch fortgeschrittene Metastasierung zu einer sogenannten Drittlinientherapie. Der neue Behandlungsansatz kombiniert die bisherige zielgerichtete Standardtherapie Trifluridine/Tipiracil mit Bevacizumab, einem Antikörper gegen Blutgefäßneubildung. Dieser Antikörper ist seit rund zwanzig Jahren bekannt und kommt auch in früheren Linien der Behandlung von Darmkrebs zum Einsatz.

Der verbesserte Nutzen erstreckt sich über alle untersuchten Gruppen hinweg, unabhängig von Alter, Geschlecht, Lokalisation des Primärtumors, von Vorbehandlungen und von molekularen Charakteristiken des Tumors. Durch die gute Verträglichkeit des Antikörpers mit der oralen Chemotherapie bleibt der Allgemeinzustand im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie signifikant länger erhalten, erläuterte die MedUni.

Großer Schritt nach vorne

"Normalerweise sehen wir durch Kombinationen von Therapien kleine Erfolge, aber hier handelt es sich um einen großen Schritt nach vorne, sowohl in Bezug auf die Überlebenswahrscheinlichkeit als auch auf die Lebensqualität", berichtete Prager, der auch Erstautor der Studie ist. Als einzige erwähnenswerte Nebenwirkung kann es etwas häufiger zu Blutarmut kommen, die gut behandelbar sei.

Behandlung großteils daheim

Die neue Behandlungskombination erfolgt zumeist ambulant. Die Patienten nehmen die orale Chemotherapie in Tablettenform zu Hause ein, alle 14 Tage wird der Antikörper als 15- bis 30-minütige Infusion in der onkologischen Tagesklinik gegeben. Zudem müssen die Patienten einmal monatlich eine Blutbildkontrolle machen. Die Therapie hat bereits Eingang in US-amerikanischen Leitlinien gefunden. Auch in Europa wird die Zulassung für das Behandlungskonzept durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) laut MedUni demnächst erwartet. Die Studie wurde im renommierten Medizin-Fachblatt "New England Journal of Medicine" publiziert.