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Coronavirus: Covid-19-Welle in Hongkong wegen Ungeimpften

China kämpft gegen die aktuellen Covid-19-Ausbrüche. Die Gründe für die Größe der Probleme liegen laut aktuellsten Zahlen aus Hongkong vor allem in zwei Faktoren: in niedrigen Durchimpfungsraten und einer durch die zunächst erfolgreiche "Zero-Covid-Politik" geringen "natürlichen Immunität" durch vorangegangene SARS-CoV-2-Infektionen, zeigt jetzt eine amerikanisch-chinesische Studie offizieller Stellen.

Neuer Report

Experten der nationalen Centers for Disease Control and Prevention (CDC/Atlanta/Georgia) und der entsprechenden chinesischen Stellen (Chinese CDC/Peking) haben ihren Report am Freitag parallel auf ihren Webseiten veröffentlicht. Es geht dabei um die Hintergründe des Omikron-Ausbruchs in Hongkong zwischen 6. Jänner und 21. März dieses Jahres, also um aktuellste epidemiologische Daten.

"Am 6. Jänner wurde ein Omikron-Cluster in Hongkong (...) als fünfte Welle der Covid-19-Fälle entdeckt. Diese Welle erlebte ihren Höhepunkt am 4. März mit 8.764 Covid-19-Erkrankungen pro Million Einwohner, 1,049.959 Fällen und 5.906 Todesopfern, die von den Gesundheitsbehörden zwischen 6. Jänner und 21. März gemeldet wurden. Während dieser Periode lag die Covid-19-Mortalität in Hongkong (37,7 Tote pro Million Einwohner) bei den international höchsten Zahlen seit Beginn der Covid-19-Pandemie", schrieben Dallas Smith (CDC/USA) und die Co-Autoren. Verantwortlich war die Omikron-Variante von SARS-CoV-2.

Geringe Durchimpfungsrate

Die Ereignisse in Hongkong waren offenbar vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen. Erstens, auf die geringe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung: Bis zum 23. Dezember 2021 67 Prozent der impfbaren Personen in Hongkong hatten zumindest eine Dosis der Impfstoffe erhalten, 64 Prozent hatten zwei Teilimpfungen bekommen, fünf Prozent eine Booster-Dosis. Bei den über 60-Jährigen lagen diese Anteile bei 52, 49 und sieben Prozent. Unter den über 60-Jährigen fielen die Durchimpfungsraten mit dem Alter immer mehr ab.

So hatten nur 48 Prozent der 70- bis 79-Jährigen zumindest eine Dosis bekommen, 45 Prozent zwei Teilimpfungen und sieben Prozent einen Booster. Bei den über 80-Jährigen lag die Rate der Erstimpfungen gar nur bei 20 Prozent. Zwei Impfungen hatten nur 18 Prozent, einen Booster gar nur zwei Prozent erhalten. Eine Immunität war aber wegen der offiziellen "Zero-Covid-Strategie" der Behörden ausschließlich durch die Impfung möglich.

Das Resultat der Untersuchung sollte auch weiterhin in der älteren Bevölkerung - wohl auch weltweit - drastisch auf die Notwendigkeit eines anhaltenden Impfschutzes gegen Covid-19 hinweisen. Die Autoren: "Zwischen Jänner und März 2022 stieg in Hongkong die Zahl der Covid-19-Todesfälle. 96 Prozent dieser Todesfälle spielten sich in der Altersgruppe der über 60-Jährigen ab. Das Sterberisiko war unter den vollständig Geimpften um den Faktor 20 geringer als unter den nicht Geimpften."

Impfskepsis

Warum die Bereitschaft zur Covid-19-Impfung in Hongkong unter den älteren Menschen vor der vorerst letzten "Welle" so gering gewesen war, ist laut den Wissenschaftern noch nicht klar. Bereits im Juni 2021 hatte allerdings eine Meinungsumfrage ergeben, dass 56,8 Prozent der Teilnehmer der Immunisierung eher skeptisch bis ablehnend gegenübergestanden waren.

Darüber hinaus dürfte auch die Strategie der chinesischen Behörden, die Pandemie von Anfang an möglichst zu unterdrücken einen Anteil daran gehabt haben, dass die Omikron-Variante die Bevölkerung zu einem hohen Anteil ungeschützt traf. Die Wissenschafter: "Die aggressive 'Zero-Covid-Strategie', die vor Omikron erfolgreich gewesen war, könnte zu dieser Nachlässigkeit beigetragen haben."

So führte offenbar erst die aktuelle Krise zu einem Meinungsumschwung: Bis 21. März dieses Jahres hatten dann 81 Prozent der 60- bis 69-Jährigen in Hongkong zwei Impfdosen erhalten, 69 Prozent der 70- bis 79-Jährigen und 39 Prozent der über 80-Jährigen. Trotzdem blieben die Hochbetagten offenbar bisher weiterhin relativ ungeschützt.