Wissen/Gesundheit

Corona-Lockdowns machen müde und unkooperativ

Corona bedingte Lockdowns stressen - vor allem jene, die ohnehin schon stark unter der Pandemie leiden. Das zeigt die Zwischenauswertung einer groß angelegten Studie, die von 19. Jänner bis 7. Februar 2021 in Österreich durchgeführt wurde. Das Zentrum für Public Health der MedUni Wien fand dabei in Kooperation mit der FH Burgenland und der Universität Tampere in Finnland genauere Zusammenhänge heraus: Je mehr sich Menschen eingeschränkt fühlten, desto weniger konnten sie in ihrer Freizeit abschalten. Zudem hielten sie sich seltener an die angeordneten Schutzmaßnahmen.

Weniger Wohlbefinden in der Bevölkerung

Die Covid-19-Pandemie hat zu weniger Wohlbefinden und mehr Stress, Angst und Depression in der Bevölkerung geführt. Normalerweise gehört frei verfügbare, verpflichtungslose Zeit zu den wichtigsten Quellen der Erholung. Einer der Faktoren ist das „Abschalten“, also die gelungene mentale Distanzierung von der Arbeit. Weitere sind das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Zugehörigkeit, die in Freizeitaktivitäten ausgelebt werden.

Erschöpfung und Selbstkontrolle als Problem

Die Lockdowns betrafen in erster Linie die Einschränkung der Freizeitaktivitäten, was eine geringere Qualität der Erholung zur Folge hatte. Wenn Müdigkeit und Stress nicht genügend abgebaut werden, sind Erschöpfung, weiterer Stress und eingeschränkte Selbstkontrolle die Konsequenz.

Stichprobe mit 1.216 Personen

21 Prozent der 1.216 Befragten, darunter 731 Frauen, erlebten den Lockdown als gar nicht oder eher nicht einschränkend, vierzig Prozent als eher einschränkend und 39 Prozent als sehr einschränkend. Jüngere und Studierende empfanden den Lockdown eher als einschränkend, ebenso Personen, die sich vermehrt Sorgen über ökonomische und soziale Auswirkungen der Covid-19-Pandemie machten.  

Vier mal so häufig erschöpft

Wer den Lockdown als einschränkend erlebte, war vier Mal so häufig erschöpft und drei Mal so häufig gestresst und hielt sich seltener an Schutzmaßnahmen. Die größere Häufung von Erschöpfung und Stress ist darauf zurückführen, dass die Freizeit als weniger erholsam erlebt wurde. Den größten Einfluss hatte dabei die eingeschränkte freizeitbezogene Selbstbestimmung und in einem geringeren Maß auch ein reduziertes Vermögen des „Abschaltens“ sowie ein geringeres Gefühl sozialer Verbundenheit. Darüber hinaus hielten sich jene, die den Lockdown als einschränkend erlebten, seltener an die Covid-19-Regeln.

Wirtschaftliche Sorgen beeinflussen Verhalten

Gesundheitliche Sorgen animierten eher zur Befolgung der Schutzmaßnahmen, wirtschaftliche Sorgen gehen hingegen mit einer verminderten Bereitschaft zur Regelbefolgung einher.  

Weitere Befragungen geplant

Weitere Befragungen sind im Rahmen der Studie geplant. “Wir konnten anhand der vorliegenden Zwischenauswertung zeigen, dass die Lockdown-bedingte Einschränkung der Freizeit unsere Möglichkeiten vermindert, Ermüdung und Stress im notwendigen Maße abzubauen“, fasstt der Gesundheitspsychologen Gerhard Blasche von der Abteilung Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien zusammen. Und Erwin Gollner, Departmentleiter Gesundheit an der FH Burgenland, ergänzt: „Die Lessons Learned aus der Studie zeigen uns, dass bei zukünftigen Lockdowns besonders achtsam mit den Einschränkungen des Freizeitverhaltens umgegangen werden sollte, um die psychischen Auswirkungen solcher Maßnahmen zu reduzieren.“ 

Das Endergebnis soll einem Peer-Review unterzogen und entsprechend publiziert werden.

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