Corona: Alle Krebspatienten sollten "dritten Stich" bekommen
Alle Krebspatienten, sonstige Risikopersonen und Angehörige des Gesundheitspersonals sollten in den kommenden Wochen und Monaten eine Covid-19-Auffrischungsimpfung erhalten. Wegen weniger Früherkennungsuntersuchungen ist in den kommenden Jahren mit einer höheren Krebssterblichkeit zu rechnen, warnten am Dienstag Experten anlässlich des Wiener Krebstages kommenden Montag (6. September/Wiener Rathaus).
"Wir haben Zahlen aus Österreich. Wir hatten im ersten Lockdown einen Rückgang bei den Früherkennungsuntersuchungen um 50 bis 60 Prozent, im zweiten Lockdown etwas weniger. Es gibt Berechnungen, dass wir in fünf Jahren um fünf bis elf Prozent mehr Krebs-Todesfälle haben werden, weil die Diagnosen später gestellt worden sind", warnte der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, der Wiener Gynäkologe Paul Selvelda.
"Viel abverlangt"
Deshalb sollten wieder alle Menschen dringend zu den Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen gehen, empfahl Sevelda. Andernfalls könnte Covid-19 wegen zu späten Krebsdiagnosen die enormen Fortschritte der Krebsmedizin in den vergangenen Jahren zumindest zum Teil zunichtemachen. Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski nannte dazu ein Beispiel: "Mit der modernen Immuntherapie sind bestimmte Lungenkrebspatienten nach fünf Jahren noch zu 40 Prozent am Leben. Das ist ein unglaublicher Schritt vorwärts. Das Ergebnis ist, dass wir von Jahr zu Jahr um drei Prozent weniger Krebssterblichkeit haben. Von 2016 auf 2017 waren es um 2,6 Prozent weniger."
"Die Pandemie hat besonders Krebspatienten viel abverlangt. So konnten sie zum Beispiel nicht mit Begleitpersonen in die Ambulanzen kommen. Speziell im Wiener AKH galt aber auch in den Lockdown-Phasen immer die Order, dass herzchirurgische und onkologische Patienten unbedingt behandelt werden müssen", sagte die ärztliche Direktorin des Wiener AKH und Präsidentin der "Leben-mit-Krebs"-Initiative, Gabriela Kornek.
Die Vorsitzende des nationalen österreichischen Impfgremiums, die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt, sprach sich vehement für den "dritten Stich" für alle Krebspatienten, für bereits Durchgeimpfte ab 65 Jahren, Risikopersonen mit chronischen Erkrankungen sowie für Auffrischungsimpfungen für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe aus. "Die ersten dieser dritten Impfungen sollten mit September dieses Jahres beginnen", sagte sie.
Doch speziell geht es auch um die Covid-19-Impfung jener Menschen, die bisher noch nicht immunisiert worden sind. Sevelda: "Der dritte Stich ist wichtig. Noch viel wichtiger aber ist, dass jene 30 Prozent der Menschen zu den Impfungen kommen, die noch nicht den ersten oder zweiten Stich erhalten haben."