Wissen/Gesundheit

Psychische Belastung durch Corona-Maßnahmen deutlich spürbar

Die massiven Einschränkungen des sozialen Lebens zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie stellen für Patienten der Psychotherapie eine große psychische Belastung dar. Das geht aus einer aktuellen Online-Umfrage des Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) hervor, an der 1.547 österreichische Psychotherapeuten nach den ersten Wochen des Lockdowns teilgenommen haben.

70 Prozent gaben an, dass sich die verordneten Maßnahmen gegen das Coronavirus ausschließlich negativ auf ihre Patienten ausgewirkt haben. 16,3 Prozent berichten von sowohl negativen als auch positiven Folgen des neuen Alltags. 5,3 Prozent der teilnehmenden Therapeuten konnten rein positive Auswirkungen bei ihren Patienten feststellen, 8,5 Prozent bemerkten bis dato keinerlei Veränderungen des Gemütszustandes. 

Angst und Einsamkeit

Die vorherrschenden Gefühle, die durch die fehlenden sozialen Kontakte und die wirtschaftlich schwierige Lage empfunden werden, sind Angst und Einsamkeit. Die Belastung der psychischen Gesundheit sei deutlich spürbar, Symptome werden stärker, die fehlende Tagesstruktur erschwert den Alltag. Weiters vermissen Patienten die gewohnte Psychotherapie im direkten Kontakt. 

"Die Maßnahmen der Bundesregierung sind wirksam, die psychische Belastung steigt aber durch die Einschränkungen massiv. Die Entscheidungsträger müssen sich bewusst sein, dass es während, aber auch nach dieser Ausnahmesituation einen hohen Bedarf an psychotherapeutischer Aufarbeitung gibt - für alle, die bereits in Behandlung sind, aber auch für jene, die eine Therapie zur Bewältigung benötigen", betonte Peter Stippl, Präsident des ÖBVP, angesichts der Studienergebnisse. 

Therapie als Luxusgut

Auch der Berufsverband der österreichischen Psychologen (BÖP) wies am Freitag darauf hin, dass der Bedarf an psychologischer Hilfe massiv gestiegen ist. Die wöchentliche Beratungszeit an der Telefonhotline des BÖP sei derzeit um mehr als 1.000 Prozent höher als vor der Corona-Zeit. Um aktuelle Versorgungslücken zu schließen, fordert der Verband die Aufnahme der psychologischen Therapie als Kassenleistung ins Allgemeine Sozialversicherungsgesetz.

"Psychische Versorgung darf gerade jetzt nicht zu einem Luxusgut werden", erklärt BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger. "Allen Menschen, die es brauchen, muss unabhängig von ihrer Geldbörse wichtige psychologische Behandlung gleichermaßen zugänglich sein." Eine entsprechende Petition wurde bereits von mehr als 29.000 Menschen unterstützt.  

Info: Die Serviceline des Psychologenverbands ist Montag bis Sonntag von 9 bis 20 Uhr telefonisch (01/504 8000) oder per Mail (helpline@psychologiehilft.at) kostenlos und anonym erreichbar.

Eine Übersicht über die kostenlosen Hotlines des ÖBVP (Verband der Psychotherapeuten) finden Sie unter https://www.psychotherapie.at/sites/default/files/files/patientinnen/PatientInnen-Psychotherapie-Hotlines-OEBVP.pdf.

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