Wirtschaft

Wirecard: Das sagt Jan Marsalek zum mutmaßlichen Milliardenbetrug

Über drei Jahre gab es vom Wiener Ex-Wirecard-Zampano Jan Marsalek kein Lebenszeichen. Vergangene Woche tauchte nun ein Brief auf, in dem der 43-Jährige auf acht Seiten seine Sicht auf den Betrugsprozess in München. Doch fast noch interessanter ist, was der Untergetauchte dabei auslässt.

Zwar ist unklar, ob das Schriftstück überhaupt für den Prozess zugelassen wird, die SZ veröffentlichte aber erste Details dazu. Marsalek betonte, er habe „zu keinem Zeitpunkt Herrn Bellenhaus erlaubt, Firmen- oder Kundengelder zu seinen Gunsten unrechtmäßig einzubehalten“.

Damit belastet der 43-Jährige den Kronzeugen Oliver Bellenhaus und entlastet in weiterer Folge den Ex-Wirecard-Chef Markus Braun. Auch dieser habe keine entsprechende Freigabe erteilt, die bis heute spurlos verschwundenen 1,9 Milliarden Euro auf die Seite zu schaffen.

Die von der Staatsanwaltschaft vermuteten erfundenen Drittpartnergeschäfte soll es gegeben haben - allerdings stand laut Marsalek nur ein einziger Kunde hinter vielen Firmen.

➤ Mehr zum Thema: Wirecard-Skandal: Marsalek meldete sich über Anwalt bei der Justiz

Wirecard-Milliarden spurlos verschwunden

Wo ist aber das Geld oder wo könnte es sein?

In dem Brief findet man dazu kein Wort, so die SZ. Marsalek verweist lediglich auf eine Stiftung des Kronzeugen in Liechtenstein. Dort hatte Bellenhaus einen Millionenbetrag versteckt, den er für seine schmutzigen Dienste bekommen haben will. Das ist allerdings nur ein Bruchteil des abgezweigten Geldes. Belastet wird der Kronzeuge auch zu weiteren Malversationen, die Marsalek selbst als "Gerüchte" bezeichnet.

Der Brief liefert offensichtlich tatsächlich wenig neue Erkenntnisse, der von manchen Medien vermutete Paukenschlag bleibt aus. Keine Beweise, aber ein Traktat gegen den Kronzeugen, so das Fazit. Offenbar soll Braun - und natürlich Marsalek selbst - dafür entlastet werden. So wird etwa behauptet, die beiden Wiener Manager hätten eine Wirtschaftsprüfung veranlasst, die Bellinghaus verhindern wollte. Marsalek und Braun also nur die Opfer ihres Statthalters in Dubai?

Im Wirecard-Strafprozess will das Landgericht München jedenfalls nicht kurzfristig über eine Verlesung des Briefs des untergetauchten Ex-Vorstands Jan Marsalek entscheiden. „Das werden wir uns in Ruhe überlegen, wie wir das verfahrensrechtlich lösen“, sagte der vorsitzende Richter Markus Födisch in der Gerichtsverhandlung am  Donnerstag. Er wolle darüber mit den übrigen Richtern seiner Strafkammer beraten.

➤ Mehr zum Thema: Drei Milliarden Schaden - Wirecard-Prozess in München gestartet

➤ Mehr zum Thema: Wo ist Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek?