Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr: IWF sieht Inflations-Problem
Von Michael Bachner
Die Inflationsrate ist im Februar nach einer Schnellschätzung der Statistik Austria von 4,5 Prozent im Jänner auf 4,3 Prozent gesunken. Im Februar des Vorjahres war die Inflation mit 10,9 Prozent noch zweistellig.
Der allgemeine Preisauftrieb schwächt sich also weiter ab. Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise ist schwächer als vor einem Jahr, auch die Preise für die Haushaltsenergie wirken sich mittlerweile inflationsdämpfend aus. Die Treibstoffpreise sind aber auf dem Niveau des Vorjahres geblieben, sagt Statistik Austria-Chef Tobias Thomas.
Gleichzeitig gilt: In anderen Ländern sind vor allem gesunkene Großhandelsgaspreise schneller an die Endverbraucher weiter gegeben worden. Österreich hat daher noch immer die dritthöchste Inflationsrate in der Eurozone mit ihren 20 Mitgliedern. Nur in Kroatien und Estland ist die Inflationsrate höher. In Lettland oder Italien beträgt die Teuerungsrate bereits weniger als ein Prozent. Deutschland liegt mit 2,7 Prozent im Euro-Mittelfeld.
Den doch beachtlichen Abstand Österreichs zum Durchschnitt der Eurozone (2,6 Prozent) macht jetzt neben Opposition und Gewerkschaft auch der Internationale Währungsfonds (IWF) zum Thema. Einmal im Jahr wird der Standort Österreich von IWF-Experten auf seine Stärken und Schwächen hin abgeklopft.
Erhebliche Risiken
Eine der IWF-Kernaussagen lautet: Bis Jahresmitte 2025 könnte die Inflationsrate in Österreich wieder auf den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken. Diese und so gut wie alle anderen Wirtschaftsprognosen seien aber mit erheblichen Risiken verbunden.
Gelingt die Reduktion der Teuerung nicht und bleibt Österreichs Inflationsrate dauerhaft zu hoch beziehungsweise weiterhin so klar über dem Durchschnitt der Eurozone, würde dies Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr bringen. Das sagte der Österreich-Repräsentant des IWF, Kevin Fletcher, am Freitag bei einer Präsentation seiner Länderempfehlungen in der Nationalbank. Hintergrund sind erwartbar höhere Lohnabschlüsse bei dauerhaft höheren Inflationsraten, was im internationalen Wettbewerb nachteilig sein kann.
Im Kampf gegen die Inflation sieht Fletcher in erster Linie die EZB gefordert, aber auch die Bundesregierung könne mit einer „nicht expansiven Fiskalpolitik“ gegensteuern. Das heißt übersetzt: Der IWF empfiehlt die zumindest mittelfristige Rückkehr zu einem ausgeglichen Budget und keine teuren Wahlzuckerl, die die Inflation weiter anheizen würden. Im Gegenteil müsse angesichts der Alterung der Gesellschaft und der nötigen grünen Transformation der Wirtschaft erst wieder finanzieller Spielraum durch einen sparsamen Budgetkurs geschaffen werden.
Dem Bankensektor stellt der IWF ein gutes Zeugnis aus. Bei Dividendenausschüttungen sei jedoch Vorsicht geboten, besser wäre das Eigenkapital zu erhöhen, um für künftige Krisen gewappnet zu sein. Außerdem sollte der Fokus jetzt dem angespannten Gewerbeimmobilienmarkt gelten. Die Signa-Pleiten hält Fletcher für verkraftbar. „Für sich genommen scheinen die Probleme und Ausfälle bei Signa im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Finanzstabilität überschaubar zu sein.“ Möglicherweise sei Signa jedoch ein Indikator für größere Probleme in der gesamten Branche.