Weltbank senkt Wachstumsprognose und warnt vor Stagflation
Das Wachstum der Weltwirtschaft wird heuer wegen den Folgen der Coronapandemie und den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine nach Ansicht der Weltbank deutlich geringer ausfallen als zuletzt angenommen. Die globale Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr um 2,9 Prozent wachsen, wie die Weltbank am Dienstag mitteilte. Im Jänner, vor dem russischen Angriffskrieg, hatte die Weltbank noch ein Wachstum von 4,1 Prozent erwartet.
Nach der Corona-Rezession im Jahr 2020 war die globale Wirtschaft im Folgejahr laut Weltbank um rasante 5,7 Prozent gewachsen.
Weltbank-Präsident David Malpass erklärte nun: "Der Krieg in der Ukraine, Lockdowns in China, Störungen der Lieferketten und das Risiko einer Stagflation ziehen das Wachstum nach unten. Für viele Länder wird es schwierig werden, eine Rezession zu vermeiden." Angesichts der hohen Teuerungsrate nimmt der Weltbank zufolge die Gefahr einer Stagflation zu, also einer Phase von hoher Inflation und stagnierendem Wirtschaftswachstum. Dies würde auch ärmeren Ländern und solchen mittleren Einkommens schaden, warnte die Weltbank.
Eurozone: 2,5 Prozent
In der Eurozone soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der neuen Prognose zufolge heuer nur noch um 2,5 Prozent wachsen, nicht wie noch im Jänner angenommen um 4,2 Prozent. Für die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, wurde die Wachstumserwartung für 2022 um 1,2 Prozentpunkte auf ebenfalls 2,5 Prozent gestutzt. Die Wirtschaft Chinas soll um 4,3 Prozent wachsen, um 0,8 Prozentpunkte weniger als noch im Jänner erwartet.
Weiters warnte die Weltbank vor einer Mischung aus stagnierender globaler Wirtschaft bei gleichzeitig stark steigenden Preisen als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine. „Die Gefahr einer Stagflation ist heute beträchtlich“, sagte Malpass am Dienstag. „Da sich die Inflation in vielen Ländern auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten befindet und das Angebot voraussichtlich nur langsam wachsen wird, besteht die Gefahr, dass die Teuerung noch länger hoch bleibt.“Malpass nannte auch die Corona-Lockwdowns in China und gestörte Lieferketten als Risiken für die Weltkonjunktur.
In ihrem Bericht warnt die Weltbank zugleich davor, dass die Zinserhöhungen Ende der 1970er Jahre im Kampf gegen die damals starke Inflation so kräftig ausfielen, dass sie 1982 eine weltweite Rezession ausgelöst hätten. Auch habe dies Finanzkrisen in Schwellen- und Entwicklungsländern nach sich gezogen.