Wirtschaft

VIG bleibt nach gutem Jahr bei Ausblick vorsichtig

Für Elisabeth Stadler wäre es die letzte Bilanzpressekonferenz in ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzende der Vienna International Group (VIG) gewesen. Krankheitsbedingt musste sie jedoch passen, sodass es ihrem designierten Nachfolger und Stellvertreter Hartwig Löger zufiel, die guten Ergebniszahlen zu präsentieren. Die Prämieneinnahmen stiegen um 14,1 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro, der Nettogewinn um rund ein Viertel auf 465,9 Millionen Euro. Die Dividende soll von 1,25 auf 1,30 Euro je Aktie angehoben werden.

Zulegen konnte die VIG in allen Sparten mit Ausnahme der Lebensversicherungen mit Einmalerlag. „Das ist dem Zinsumfeld geschuldet“, sagte Finanz- und Risiko-Vorständin Liane Hirner. Prämiensteigerungen habe es in allen 20 Märkten Zentral- und Osteuropas, wo die Versicherung tätig und mit einem Marktanteil von 20 Prozent führend ist, gegeben.

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Die Prämienzuwächse sind laut Löger zum Teil auf Zukäufe in Ungarn und der Türkei zurückzuführen. „Das Wachstum wäre aber auch ohne den neuen Gesellschaften zweistellig ausgefallen.“ Rund die Hälfte der höheren Einnahmen sei auch auf Inflationsanpassungen bei den Verträgen zurückzuführen. Dies sei auch im Sinne der Kunden, so Löger, um eine Unterdeckung im Schadenfall zu vermeiden. In Österreich legten die Prämieneinnahmen um 2,2 Prozent zu.

Die leicht verschlechterte Schaden-Kosten-Quote führt Hirner auf die Normalisierung nach Corona zurück, den Rückgang bei den Kapitalanlagen um 7,8 Prozent auf 34,4 Mrd. Euro auf die Kursrückgänge im Anleiheportfolio. Zudem musste die Hälfte der russischen Anleihen im Portfolio wertberichtigt werden. Die Kurse hätten sich aber wieder erholt und in der Ukraine sei nichts abgeschrieben worden. „Wir haben aber eine sehr konservative Vorgehensweise bei der Kapitalanlage“, betonte Hirner.

Die Schäden durch Umweltkatastrophen haben um 10 auf 100 Millionen Euro zugelegt. Dank Rückversicherungen sei die VIG hier gut abgefedert, so Löger, wobei die Prämienforderungen der Rückversicherer entsprechend gestiegen seien.

Neue Bilanzregeln

Für heuer bleibt Löger betont vorsichtig. „Erst Mitte des Jahres ist ein Ausblick möglich.“ Gründe dafür gebe es einige. Zum einen den Krieg in der Ukraine, wobei er feststellt, dass das Land ein Kernmarkt bleibe. Zum anderen die hohe Inflation sowie der volatile Kapitalmarkt und nicht zuletzt neue Bilanzierungsregeln. Diese würden rein rechnerisch zu einem geringeren Prämienvolumen führen. „Das wird aber keinen Einfluss auf unsere Strategie, Geschäftsmodell und Risikoappetit haben“, sagte Löger. Zukäufe seien denkbar, sofern sie zum Unternehmen und preislich passen.