VIG geht vor Höchstgericht

Versicherungskonzern bereitet Beschwerde an Verfassungsgerichtshof vor.

Österreich hat den absurdesten Untreue-Paragrafen. Wir müssen eine Beschwerde einbringen, sonst kann uns jeder Kunde oder Aktionär bei der Staatsanwaltschaft wegen Untreue anzeigen", begründet VIG-General Peter Hagen den bevorstehenden Schritt vor den Verfassungsgerichtshof. Die Vienna Insurance Group, Österreichs führender Versicherungskonzern, bereitet wegen des Schuldenschnitts bei den Anleihen der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria die Beschwerde an die Verfassungshüter vor.

Die VIG hält im Konzern Hypo-Anleihen im Volumen von insgesamt 90 Millionen Euro, die Hälfte davon sind jene Nachrang-Papiere mit Haftungen des Landes Kärnten, die aufgrund des Hypo-Sondergesetzes nicht zurückgezahlt werden. Alle juristischen Berater würden die Erfolgschancen der Beschwerde auf weit über 50 Prozent einschätzen, ist Hagen zuversichtlich, dass das Höchstgericht das Gesetz zu Fall bringen werde. Die Anleihen, die nicht zu Spekulationszwecken sondern als mündelsichere Papiere für die langfristige Veranlagung in der Lebensversicherung erstanden wurden, sind in der Halbjahres-Bilanz 2014 daher nur zu 50 Prozent wertberichtigt worden.

Verkehrsbüro

VIG geht vor Höchstgericht
VIG-Chef Hagen: "Waren noch nie so kapitalstark wie jetzt."
Die 36-prozentige Beteiligung am Verkehrsbüro, der größten heimischen Tourismusgruppe, wurde ebenfalls wertberichtigt, und zwar mit 12,5 Millionen Euro. Als Grund nennt Hagen Probleme im Hotelbereich: "Ich erwarte mir vom Management entsprechende Anstrengungen." Das Verkehrsbüro leidet als Hotelbetreiber unter dem Verfall der Zimmerpreise aufgrund von Überkapazitäten vor allem in Wien, Bratislava und Laibach. Bei einem guten Angebot sei man durchaus bereit, sich von der Beteiligung zu trennen, will Hagen einen Verkauf der Anteile nicht ausschließen.

Interessenten würden sich freilich kaum mit dem Anteil der VIG zufrieden geben, sondern, wenn schon, die Mehrheit haben wollen. Dafür müsste der Hauptaktionär, die AVZ-Stiftung, ebenfalls Anteile abgeben. Was durchaus möglich sein könnte. Die der Stadt Wien nahestehende Stiftung, die nach dem Verkauf der Bank Austria gegründet wurde und für die Verbindlichkeiten des Instituts haftet, hält 61 Prozent am Verkehrsbüro.

Gewinnsprung

Trotz der Wertberichtigungen steigerte die in 25 Ländern engagierte, börsenotierte VIG den Gewinn vor Steuern im ersten Halbjahr um mehr als 41 Prozent auf rund 291 Millionen Euro. Die Prämien sind mit rund fünf Milliarden Euro stabil. Die Verwaltungskosten wurden weiter um 4,2 Prozent gesenkt. Seit 2008 konnte der Konzern die Prämien um 24,4 Prozent steigern und die Verwaltungskosten um 19,3 Prozent reduzieren.

55 Prozent des Gewinns fährt die VIG in Osteuropa ein. Die ukrainischen Gesellschaften entwickelten sich weiter positiv, man werde die politischen Entwicklungen aber "weiterhin genau beobachten", sagte Hagen. Die Maßnahmen im Problem-Markt Rumänien "zeigen erste positive Wirkungen", das defizitäre Autogeschäft in Italien wurde heftig eingebremst. Hagen verweist darauf, dass die VIG mit der Einstufung A+, Ausblick stabil, weiterhin das bestgeratete Unternehmen im ATX ist.

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