Familie Swarovski gibt Zepter ab: Alexis Nasard neuer CEO
Von Simone Hoepke
1895 hat Unternehmensgründer Daniel Swarovski den Grundstein für das Firmenimperium gelegt, seitdem lag die Führung des Konzerns stets in Familienhand. 127 Jahre lang. Damit ist ab 4. Juli Schluss. Wie das Unternehmen gestern bekannt gab, zieht Alexis Nasard ins Chefbüro ein. Ein Manager mit Erfahrung im Markenartikelgeschäft.
Nasard war unter andrem sechs Jahre für den Bier-Brauer Heineken und 17 Jahre für den Konsumgüterhersteller Procter&Gamble (Marken wie Braun, Gillette, Pampers oder Head&Shoulders) tätig. Der 56-Jährige kennt nicht nur die Strukturen von global tätigen Konzernen, sondern hat laut eigenen Angaben auch „in sechs Ländern auf vier Kontinenten“ gelebt. Jetzt zieht es ihn ins Tiroler Wattens. Sehr beschaulich wird es am Konzernsitz von Swarovski aber nicht zugehen.
Kurzer Rückblick: Zuletzt wurden in Wattens mehr als tausend Mitarbeiter von der Gehaltsliste gestrichen, was selbst einigen Familienmitgliedern zu viel wurde. Sie haben bereits befürchtet, dass der Standort wackelt. Auch die Strukturänderung des Unternehmens und die damit verbundene Schaffung der Swarovski Auslandsholding (SAH) lief nicht rund und beschäftigte letztlich das Gericht. Erst im Juli 2021 gab das Landesgericht Innsbruck grünes Licht für die neue Konzernstruktur.
Währenddessen verhagelte die Pandemie das Geschäft. Der Umsatz brach von 2,7 Milliarden Euro 2019 auf 1,9 Milliarden im Vorjahr ein. Auch der Krieg in der Ukraine hinterließ Spuren in der Bilanz. Die zwölf Geschäfte in Russland wie auch der Onlineshop wurden geschlossen, die Lieferungen nach Russland „bis auf weiteres ausgesetzt“.
Reihe von Abgängen
Der neue Konzernchef soll nun das Geschäft hochfahren und gleichzeitig das Unternehmen in ruhigere Fahrwasser steuern. Zuletzt gab es an der Konzernspitze eine Aneinanderreihung von Abgängen. Im September 2021 verließen Robert Buchbauer und Mathias Margreiter als Vorstandsvorsitzender bzw. als Finanzchef den Konzern (trotz anderer Namen sind beide Mitglieder der Familie). Mit ihren Ausstiegen wurde publik, dass erstmals jemand von außerhalb der Familie die Führung übernehmen soll – auf Betreiben einer Gruppe rund um den ehemaligen Konzernchef Markus Langes-Swarovski, der das Zepter im März 2020 an Robert Buchbauer übergeben hatte. Ende 2021 verließ dann auch Nadja Swarovski den Familienkonzern. Sie war über viele Jahre hinweg für Marketing- und Nachhaltigkeitsagenden verantwortlich und hat vor knapp zehn Jahren die Swarovski-Foundation gegründet. Nach all den Rochaden wurde das Unternehmen interimistisch vom langjährigen Manager Michele Molon geführt, der auch weiterhin an Bord bleibt.
So wie im Grunde auch die Familie. Sie wird weiterhin „aktiv in der Eigentümerrolle mitgestalten“, lässt sie in einer Aussendung ausrichten. Zudem stellt die fünfte Generation mit Markus Langes-Swarovski, Robert Buchbauer und Mathias Margreiter drei Mitglieder im Verwaltungsrat von Swarovski.