Wirtschaft

Strabag-Aufsichtsratschef Gusenbauer: Deripaska wurde ein Problem

Der Chef des Bauriesen Strabag, Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, hat bestätigt, dass der Konzern von sich aus auf Distanz zum russischen Miteigentümer Oleg Deripaska gegangen ist. "Aufgrund des grauenvollen Krieges, angezettelt vom russischen Präsidenten" Wladimir Putin "erkannten wir ein Problem für die Strabag", so Gusenbauer im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung".

Gegen ein Aufscheinen von Deripaska auf der EU-Sanktionenliste habe Strabag nichts gehabt, im Gegenteil.

Relevante Märkte

Es sei um die Verantwortung des Konzerns und seiner 75.000 Beschäftigten gegangen, deshalb habe man zuerst versucht, die Strabag-Anteile von Deripaska zu kaufen. Da dies nicht gelang, sei - wie berichtet - der Syndikatsvertrag gekündigt worden, zudem habe der Vorstand entschieden, keine Dividenden an den Oligarchen auszuzahlen.

"Deripaska steht auf der Sanktionenliste Kanadas und Großbritanniens. Beide Länder sind sehr relevante Märkte für die Strabag. Ob die EU doch noch Deripaska auf die Sanktionenliste setzen wird, werden wohl die kommenden Tage entscheiden", so Gusenbauer in der "TT" (Freitagausgabe).

Gleiche Struktur

Der seit dem Einstieg Deripaskas 2007 existierende Syndikatsvertrag zwischen der Familien-Privatstiftung rund um Hans Peter Haselsteiner, der UNIQA- und Raiffeisen-Gruppe sowie der von Deripaska dominierten russischen Rasperia Trading war am Dienstag von Haselsteiner für aufgekündigt erklärt worden. An der Eigentümerstruktur änderte sich dadurch nichts: Deripaska ist über die MKAO "Rasperia Trading Limited" weiter Kernaktionär und hält 27,8 Prozent an der Strabag.

Der Privatstiftung der Familie Haselsteiner gehören 28,3 Prozent, der UNIQA-Versicherungskonzern hält gemeinsam mit dem Raiffeisen-Finanzkonzern 29,5 Prozent. 14,4 Prozent befinden sich im Streubesitz. Das bereits zusammengeschrumpfte Russland-Geschäft der Strabag - nur noch 0,3 Prozent der Konzernleistung - soll wie berichtet abgestoßen werden.