Wirtschaft

Steigende Preise und knappe Rohstoffe in der Kosmetikindustrie

Kaum ist die Coronakrise halbwegs überstanden, steht die europäische Kosmetikindustrie vor neuen Herausforderungen. Zwar steigt mit dem Ende der Covid-Lockdowns und dem Wegfall der Maskenpflicht in den meisten Ländern die Nachfrage nach Parfüm, Pflegeprodukten und Make-up. Doch werden nun infolge des Kriegs in der Ukraine Rohstoffe wie Pflanzenöl knapp, dasselbe gilt für Alkohol, Glas und Papier.

Zudem schießen die Preise wegen der steigenden Energiekosten durch die Decke, und Lieferengpässe infolge der neuen Coronalockdowns in China belasten die Branche zusätzlich.

Wichtige Rohstoffe

Wie die Lebensmittelindustrie hat auch die Beauty-Branche mit den Folgen des Krieges zu kämpfen, da wichtige Rohstoffe aus der Ukraine kommen. So wird zur Parfüm-Herstellung Alkohol aus Getreide und Rüben benötigt, in Kosmetika steckt oft Sonnenblumenöl. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Bain & Company treiben die steigenden Preise für Rohstoffe, Verpackung und Energie die Produktionskosten in der Kosmetikindustrie um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent in die Höhe.

Das stelle vor allem Hersteller in der Massenproduktion vor große Herausforderung, erklärt Bain-Expertin Federica Levato. Dabei können größere und finanzstarke Unternehmen wie die französische L'Oreal mit einer Marge von knapp 23 Prozent die Belastungen besser wegstecken und auch die Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiterreichen. "Im Luxus-Schönheitssektor erwarten wir, dass die Verbraucher die Last dieser höheren Kosten nach einer Übergangszeit tragen werden, die einige Monate dauern könnte", so Levato.

Glasflacons knapp und teuer

Der weltweite Umsatz mit Schönheitsprodukten wird einem McKinsey-Bericht zufolge heuer voraussichtlich das Niveau von 2019 mit 538 Milliarden Dollar (495 Mrd. Euro) übersteigen. 2021 waren es 518 Mrd. Dollar, im Coronajahr 2020 nur rund 458 Mrd. Dollar. Die Verkäufe von Düften sind in den letzten drei Jahren stetig gestiegen: Allein 2021 wuchs etwa der US-Absatz nach Daten des Marktforschers NPD um 15 Prozent, wobei Parfüm mit einem Preis von mehr als 175 Dollar pro Flasche den Absatz mehr als verdoppelte.

Glasflacons für Parfüms und Kosmetika sind knapp und teuer. "Vor dem Krieg kostete ein Flacon bei Händlern 0,75 bis 1,40 Euro, jetzt sind es 1,00 bis 1,50 Euro", sagte Alba Chiara De Vitis, Gründerin der Florenzer Alchemia Essenze. "Es ist eine Katastrophe, man kann einfach kein Glas finden", beklagte sie, deren Düfte für bis zu 180 Euro über die Theke gehen.

Hohe Energiekosten

"Wir sind im Beschaffungsmanagement im Krisenmodus", erklärte auch Emmanuel Guichard, Chef des französischen Kosmetikverbands FEBEA, in einem Interview mit Reuters. "Ich denke, wir werden es schwer haben, Gas für die Herstellung von Parfümflaschen zu bekommen", sagte er. Genügend Zeit, um gasbetriebene Öfen auf elektrische Systeme umzustellen, habe man nicht.

Der italienische Glashersteller Bormioli Luigi, der Flaschen für Spirituosen, Parfüms und Kosmetik mit einem Jahresumsatz von 480 Mio. Euro produziert, erwartet heuer zusätzliche Energiekosten in Höhe von 80 Mio. Euro. Die Hälfte davon entfalle auf die Beauty-Sparte, zu der Kunden wie Chanel und Dior gehören, erklärte Parfümchefin Simone Baratta.

Alles wird teurer

Aber auch der venezianischen Dufthersteller Mavive, Eigentümer der Marke Merchant of Venice, dessen Parfüms über 250 Euro kosten, klagt. "Wir sind auf Schritt und Tritt mit Knappheit und Preiserhöhungen konfrontiert: Von Essenzen und Alkohol bis hin zu Glas und Papier - sogar für Sprühspenderpumpen und Plastik, das für Kappen verwendet wird", erklärt Geschäftsführer Marco Vidal.

Der italienische Dufthersteller ICR mit seinen Parfüm-Marken Bulgari und Salvatore Ferragamo erwartet zwar, dass die Verkäufe in diesem Jahr das Niveau vor Covid übertreffen werden. Gleichzeitig ringe er aber mit einem Anstieg der Kosten für Alkohol um 30 Prozent zusätzlich zu 10 Prozent für Glas und Papier, erklärt Vizepräsidentin Ambra Martone.

Eine Verdoppelung der Papierkosten hat auch die italienische Isem-Gruppe dazu veranlasst, ihre Preise anzuheben: Kunden wie Dolce & Gabbana, Ferragamo und Givenchy müssen jetzt 10 bis 40 Prozent mehr für die aufwändigen Schachteln ihrer Parfümflacons bezahlen, wie Firmenchef Francesco Pintucci zu Reuters sagte.