Palfinger-Werke standen wegen Cyber-Attacke tagelang still
Der Cyberangriff auf den Salzburger Kranhersteller Palfinger hat das börsennotierte Unternehmen mit weltweit knapp 11.000 Mitarbeitern von Ende Jänner bis in den Februar hinein gelähmt.
Teil der Kosten zurückholen
"Die Werke standen im Schnitt zehn Tage still. Das ist unterschiedlich je Werk und Region, die wesentlichen Werke sind zwei Wochen gestanden", sagte Vorstand Martin Zehnder am Freitag bei der Online-Bilanzpressekonferenz. Die Kosten und den Umsatzentgang könne man noch nicht beziffern.
Palfinger hofft einen Teil der Kosten für die Bekämpfung der Cyber-Attacke durch eine entsprechende Versicherung abzudecken. Der Kranhersteller versucht derzeit den Produktionsrückstand durch den Stillstand der Werke wieder aufzuholen und den Umsatzausfall möglichst gering zu halten.
Man setze auf Samstagsarbeit, Mehrarbeit und eine Anpassung des Schichtmodells um den Entgang wieder aufzuholen, so Produktionsvorstand Zehnder. "Es wird sich nicht im ersten Quartal ausgehen, es wird sich bis in den Juni hinein erstrecken."
Kontrolliertes Abschalten
Die Auswirkungen auf die Profitabilität würden davon abhängen, wie schnell der Produktionsrückstand aufgeholt werden könne und wann man von der Versicherung Schadenersatz bekomme, sagte der Manager.
Am 25. Jänner gab es einen Cyber-Angriff auf die IT-Infrastruktur von Palfinger, fast alle Standorte weltweit waren betroffen. Als Reaktion schaltete der Kranhersteller sämtliche IT-Systeme kontrolliert ab.
Innerhalb von zwei Wochen wurden alle Montage- und Produktionswerke wieder hochgefahren. Aufgrund der Cyberangriff-Einmaleffekte soll die Betriebsergebnis-Marge voraussichtlich im ersten Quartal 2021 unter dem Vorjahresquartal liegen, der Umsatz wird laut Palfinger aber höher als im Vorjahr sein.
Die Coronakrise hat im abgelaufenen Jahr auch Palfinger hart getroffen, aber die gute Absatzentwicklung bei Kränen für die boomende Bauwirtschaft hat den Corona-Effekt gedämpft.
Alle Projekte geprüft
Der Umsatz verringerte sich 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 12,5 Prozent auf 1,53 Mrd. Euro, der Konzerngewinn sank um 37,8 Prozent auf 49,8 Mio. Euro. Man habe mit einem Maßnahmenpaket auf die Covid-Pandemie und die wirtschaftlichen Auswirkungen reagiert, sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Klauser am Freitag.
Unter anderem seien alle Projekte auf den Prüfstand gestellt worden und ein Liquiditäts- und Strukturkostensenkungsprogramm umgesetzt worden. Weiters seien die Personalkosten in Österreich durch Kurzarbeit und in anderen Ländern durch ähnliche Modelle und Förderprogramme gesenkt worden. Der Mitarbeiterstand bei Palfinger ging im Jahr 2020 um rund 300 auf 10.800 zurück.
Für 2021 ist der Palfinger-Chef optimistisch. Für das erste Halbjahr erwartet Klauser ein positives Marktumfeld und volle Auftragsbücher. Das hohe Marktrisiko aufgrund von Covid-19 bleibe aber bestehen.
Heuer will der Kranhersteller beim Umsatz wieder auf Vorkrisenniveau kommen - der CEO kündigte einen Umsatz von "über 1,7 Mrd. Euro" und eine EBIT-Marge von 8 Prozent an. Weiters sei ein historisch hohes Investitionsvolumen von 100 Mio. Euro geplant.